Biology Reference
In-Depth Information
Sterben
Die Ärzte können Patienten mit Lungenkrebs operieren, aber sie können sie nicht davon
abhalten, zu rauchen und damit ihr Krebsrisiko zu erhöhen. Sie können bei alten
Menschen versagende Organe ersetzen, aber solche Operationen werden immer
riskanter und teurer, und die erreichte Lebensverlängerung hält sich in engen Grenzen.
Bei über Fünfundsechzigjährigen in den Vereinigten Staaten entstehen dreißig Prozent
der Gesundheitskosten im letzten Lebensjahr und davon wiederum 78 Prozent im letzten
Lebensmonat. [544]
Eine vom National Cancer Institute der Vereinigten Staaten getragene Studie verglich
alternative Behandlungsmethoden bei Patienten mit Krebs in fortgeschrittenem Stadium.
Manche wurden nicht vor eine Entscheidung gestellt, sondern erhielten die schulmed-
izinische Standardbehandlung, andere führten ein »Lebensabschlussgespräch« mit ihr-
em Arzt und bekamen unter anderem diese Frage vorgelegt: »Wenn Sie wählen könnten,
würden Sie dann eine Behandlung bevorzugen, die ganz auf Lebensverlängerung abzielt,
auch wenn damit mehr Schmerzen und Missbehagen verbunden sind, oder hätten Sie
lieber einen Behandlungsplan, bei dem es darum geht, dass Sie weniger Schmerzen
haben und sich so wohl wie nur eben möglich fühlen, auch wenn das bedeuten könnte,
dass Sie weniger lange leben?« Viele Patienten wählten die zweite Möglichkeit, sie woll-
ten nicht auf der Intensivstation bei künstlicher Beatmung sterben. Bei Patienten, die vor
diese Wahl gestellt wurden, »entstanden in der letzten Lebenswoche erheblich geringere
Behandlungskosten. Mit höheren Kosten war außerdem ein schwierigerer Sterbeprozess
verbunden.« [545] Eine andere Studie widmete sich Patienten mit metastasierendem Lun-
genkrebs, die von dieser Diagnose an nur noch palliativ versorgt wurden. Die Patienten
schätzten ihre Lebensqualität als besser ein und neigten weniger zu Depressionen, sie
lebten im Durchschnitt sogar länger als andere Krebskranke, die sich aggressiven Ther-
apien unterzogen. [546]
In Hospizen und Palliativeinrichtungen herrscht eine ganz andere Einstellung zum
Tod. Hier wird vor allem für Erleichterung, für Linderung der Leiden gesorgt.
Krankheiten im Endstadium gelten hier nicht als medizinische Krisen, auf die man mit ex-
tremen Interventionen reagieren muss, sondern die Patienten werden so versorgt, dass
sie sich in seelischer, sozialer, spiritueller und physischer Hinsicht auf den Tod vorbereit-
en können.
Search WWH ::




Custom Search