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Lebensweise, soziale Einbindung und spirituelle Praxis
Gewohnheiten und Lebensweise spielen eine Rolle für die Gesundheit, darin sind sich alle
einig. Der kausale Zusammenhang von Lungenkrebs und Tabakrauch ist ein besonders
klares Beispiel. Bis in die fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts war vielen nicht
klar, dass Rauchen schädlich ist, und die epidemiologische Feststellung der Fakten ge-
hört zu den großen Leistungen der modernen Medizin. 1953 begann eine breit angelegte
Langzeitstudie, die die Rauchgewohnheiten britischer Ärzte erfasste und über zehn Jahre
hinweg die Sterblichkeitsrate verfolgte. Forscher nennen das eine »prospektive« Studie.
Das Ergebnis war klar: Wer mehr als fünfundzwanzig Zigaretten am Tag rauchte, hatte
ein fünfundzwanzigmal höheres Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, als ein Nichtrauch-
er. [521]
Aufklärung, die Einschränkung der Zigarettenwerbung und das Rauchverbot an vielen
Orten haben den Prozentsatz der Raucher abnehmen lassen, und entsprechend ist die
Zahl der Lungenkrebserkrankungen zurückgegangen. Bei Männern in Großbritannien er-
reichte die Zahl der Lungenkrebsfälle ihren Höhepunkt in den siebziger Jahren, und bis
2011 haben sich die Zahlen um über 45 Prozent reduziert. Von solchen Erfolgen beflü-
gelt, haben sich die Gesundheitspolitiker von den achtziger Jahren an die »Sozialtheor-
ie« der Krankheit zu eigen gemacht, was sich zuerst überwiegend auf Herzerkrankungen
bezog, neuerdings aber auch die um sich greifende Übergewichtigkeit und die mit ihr
verbundenen Gesundheitsstörungen einbezieht. Mit Recht pocht man auf die Bedeutung
von gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung, und viele haben ihre Lebens-
weise entsprechend geändert, viele andere dagegen nicht. [522] Hier spielen offenbar
viele Faktoren eine Rolle, darunter die überwiegend sitzende Lebensweise, Junkfood und
gezuckerte Getränke. Fettleibigkeit wird jetzt in vielen anderen Gegenden der Welt zum
Problem. Man schätzt, dass heute über eine Milliarde Menschen übergewichtig sind, dar-
unter über 300 Millionen, denen eine klinische Fettleibigkeit attestiert wird. Mahnun-
gen seitens der medizinischen Fachwelt und der Regierungen haben diesen Trend bisher
noch nicht umkehren können.
An der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Seite der Medizin wird erkennbar,
dass die materialistische Sicht des Menschen als Maschine den Tatsachen überhaupt
nicht gerecht wird. Die Antriebe und Grundeinstellungen der Menschen, der Grad ihrer
sozialen Eingebundenheit und der Einfluss der Werbung sind keine messbaren
physikalischen und chemischen Größen, sondern mental vermittelte Kräfte. Es gibt viele
Bereiche des Lebens, in denen sich deutlich zeigt, dass soziale, spirituelle und emo-
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