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Hand von Ghostwritern stammten, nämlich von einer kommerziellen medizinischen Kom-
munikationsfirma namens DesignWrite, auf deren Website nachzulesen ist, man habe
im Laufe von zwölf Jahren »Hunderte von Beratungsgremien, tausend Kurzfassungen
und Schautafeln, 500 klinische Arbeiten, 10000 Gastrednerprogramme, über 200 Satel-
litensymposien, 60 internationale Programme, Dutzende von Websites und eine breite
Vielfalt von gedruckten oder elektronischen Begleit- und Hilfsmaterialien geplant,
erarbeitet und/oder betreut«. [492] Wie sich zeigte, hatte DesignWrite ein »geplantes Pub-
likationsprogramm« für Prempro zusammengestellt, das aus Übersichtsartikeln, Fall-
berichten, Editorials und Kommentaren bestand. Man nutzte also die medizinische Liter-
atur als Marketinginstrument. In einem Artikel der Zeitung The Guardian hieß es dazu:
DesignWrite schrieb eine erste Fassung und schickte sie an Wyeth, wo man sich für
eine Überarbeitung aussprach. Erst danach wurde die Arbeit dem Akademiker
zugeschickt, der als der Autor auftreten würde … DesignWrite verkaufte Wyeth über
50 von Experten begutachtete Fachzeitschriftenartikel für die Hormonersatztherapie
und eine ähnliche Anzahl an Konferenzschautafeln, Foliensätzen, Symposien und
Zeitschriftenbeilagen. Adrienne Fugh-Berman [Dozentin für Physiologie an der Geor-
getown University] stellte fest, dass diese Publikationen teils unbewiesene und nicht
autorisierte Nutzeffekte von Wyeths Hormonersatzmittel bewarben, teils Konkurren-
zprodukte schlechtmachten oder die schädlichen Nebenwirkungen herunterspielten
… Veröffentlichungen in akademischen Zeitschriften werden nicht als Werbung gew-
ertet, all das war also legal. Das Schlimmste an der ganzen Sache war die Mittäter-
schaft der Akademiker … »Untersuchungen zeigen, dass sich die Kliniker, wenn es
um glaubwürdige Produktinformation geht, sehr auf Artikel in Fachzeitschriften ver-
lassen«, schreibt DesignWrite. Und da haben sie recht: Wenn man eine akademische
Arbeit liest, verlässt man sich darauf, dass sie von dem geschrieben wurde, dessen
Namen sie trägt. [493]
Die pharmazeutischen Unternehmen machen ihren starken Einfluss auch bei Regierun-
gen geltend, insbesondere im Hinblick auf die öffentliche Förderung der medizinischen
Forschung. In den Vereinigten Staaten haben die Medikamentenfirmen und ihr Verb-
and, die Pharmaceutical Research and Manufactures of America (Ph RMA ) sowie die Bio-
technology Industry Organization zwischen 1998 und 2004 über 900 Millionen Dollar für
Lobbyarbeit ausgegeben, darunter 90 Millionen an Spenden für Parteien und Wahlkäm-
pfe, überwiegend Republikaner. Die über 1200 in der Hauptstadt Washington regis-
trierten Lobbyisten haben sich in mindestens 1600 Gesetzgebungsverfahren eingeschal-
tet. [494]
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