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Infektionskrankheiten und ihre Heilung
Eine der glanzvollen Entdeckungen des zwanzigsten Jahrhunderts war das Penicillin,
dem der Mikrobiologe Alexander Fleming 1928 durch einen Zufall auf die Spur kam.
Er hatte Bakterienkulturen in Petrischalen angelegt und musste feststellen, dass eine
der Kulturen vom Schimmelpilz Penicillium notatum befallen war. Ihm fiel auf, dass im
Umkreis der Schimmelnester offenbar die Bakterien abstarben. Er extrahierte aus dem
Schimmel eine Flüssigkeit, die er Penicillin nannte, und wie sich herausstellte, hemmte
das Penicillin das Wachstum vieler anderer Bakterien. Da er jedoch annahm, es sei zu
giftig für eine medizinische Anwendung, verfolgte er die Spur nicht weiter.
Zehn Jahre später wurde sein Ansatz von Howard Florey und Ernst Chain in Oxford
wiederentdeckt, doch erst 1941 zeigte sich, was in ihm steckte. Penicillin war ein Wun-
dermittel, mit dem künftig spektakuläre Erfolge erzielt wurden. Es heilte nicht nur ak-
ute Infektionen mit ansonsten häufig tödlichem Ausgang wie Blutvergiftung, Lungen-
entzündung und Meningitis, sondern auch chronische Entzündungen der Nebenhöhlen,
Gelenke und Knochen. Zusammen mit den weiteren Antibiotika, die ihm folgten, vermit-
telte es der Öffentlichkeit und den Ärzten ein ganz neues Bild von den Möglichkeiten der
Medizin. [485] Aber die Wissenschaftler haben die Antibiotika nicht erfunden . Penicillium
notatum und andere Organismen produzieren sie für ihren eigenen Bedarf. Antibiotika
sind ein Geschenk der Natur.
Zusammen mit verbesserter Hygiene und Immunisierungskampagnen sorgten die
Antibiotika für einen starken Rückgang der Sterblichkeit bei Infektionskrankheiten. Ge-
fürchteten Krankheiten wie Cholera, Typhus, Tuberkulose und Polio fielen nicht mehr
wie früher Millionen von Menschen zum Opfer. Diese schier unglaublichen Fortschritte
veränderten buchstäblich die Bedingungen menschlichen Lebens.
In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts dehnten die Antibiotika ihr Poten-
zial noch weiter aus, als sich überraschend herausstellte, dass Magengeschwüre, von
denen man immer angenommen hatte, sie seien durch Übersäuerung oder Stress be-
dingt, in Wirklichkeit von dem bis dahin unbekannten Bakterium Helicobacter pylori ver-
ursacht werden und mit Antibiotika geheilt werden können. [486]
Hauptnutznießer der Beherrschung von Infektionskrankheiten durch Impfungen und
Antibiotika ist die junge Generation. Die früher als so normal angesehene Säuglings-
und Kindersterblichkeit ist sehr weit zurückgegangen. Heute sind Unfälle, erbliche
Krankheiten wie Mukoviszidose und allergische Erkrankungen wie Asthma die mediz-
inischen Hauptprobleme junger Menschen. Die großen Herausforderungen der Medizin
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