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einzelt gegen die Pocken geimpft, indem sie den Menschen den Inhalt von Pockenblasen
verabreichten, den sie bei Patienten mit mildem Verlauf der Krankheit entnahmen. Die
meisten der so Geimpften machten dann ebenfalls eine milde Form der Krankheit durch
und blieben fortan verschont, wenn die Pocken wieder einmal grassierten. [484]
Lady Mary Wortley Montagu, die Frau des britischen Gesandten in Istanbul, impfte
1718 ihre eigenen Kinder auf diese Art. Da sie ihren Bruder durch die Krankheit verloren
hatte und selbst von ihr entstellt worden war, wurde sie sehr hellhörig, als türkische
Frauen ihr einmal von dieser Methode berichteten. Nach ihrer Heimkehr nach England
setzte sie sich sehr engagiert für sie ein. Mehrere Mitglieder der königlichen Familie
wurden so geimpft, und die Praxis verbreitete sich von da an rasch, obwohl ungefähr drei
von hundert Geimpften starben.
Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts wandelte der englische Arzt Edward Jenner
das Verfahren der Immunisierung ab, nachdem beobachtet worden war, dass Milchmäg-
de nicht mehr an Pocken erkrankten, wenn sie einmal die Kuhpocken gehabt hatten, eine
wesentlich leichter verlaufende Krankheit. Jenner entwickelte eine Technik der Schutzi-
mpfung, die er »Vakzination« nannte (englisch vaccination von lateinisch vacca , »Kuh«).
Er entnahm Flüssigkeit aus den Pockenbläschen von mit Kuhpocken infizierten Personen
und infizierte damit Kinder gezielt über kleine Hautverletzungen. 1853 wurde in England
und Wales per Gesetz eine generelle Pockenschutzimpfung durchgeführt, und im zwan-
zigsten Jahrhundert entwickelte man weitere Schutzimpfungen, die sehr umfassend an-
gewendet wurden, lange bevor die Mechanismen des Immunsystems auf der zellulären
und molekularen Ebene erforscht waren.
Die Weltgesundheitsorganisation erklärte die Pocken 1979 für ausgerottet.
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