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beobachtete, hatte sie gerade noch Zeit, das Zimmer ihres Sohns herzurichten und für
ihn zu kochen.
Ich wandte mich über die Medien an die Öffentlichkeit und bat um Berichte über
Hunde und Katzen, die solch ein Verhalten zeigten, und ziemlich bald verfügte ich
über Dutzende solcher Berichte. Zurzeit, 2011, habe ich über tausend Berichte von
Hunden und über sechshundert von Katzen, die offenbar die Heimkehr ihrer Besitzer
vorausahnen. An vielen dieser Berichte wird ganz deutlich, dass es sich nicht einfach um
ein vertrautes Wagengeräusch oder vertraute Schritte handelt; dafür setzt das Verhalten
viel zu früh ein, und zwar auch dann, wenn der Besitzer mit öffentlichen Verkehrsmitteln
unterwegs ist. Man kann auch nicht davon ausgehen, dass es sich einfach um Routine
handelt, denn das Verhalten kommt auch bei Leuten mit unregelmäßigen Arbeitszeiten
vor, etwa bei Installateuren, Anwälten und Taxifahrern. Auch hier wissen die Angehöri-
gen im Voraus, wann der Betreffende heimkommen wird, einfach weil der Hund oder die
Katze an der Tür oder am Fenster sitzt, und das bis zu einer halben Stunde und mehr vor
der Zeit. Bei über zwanzig weiteren Arten war dieses Erwartungsverhalten zu beobacht-
en, vor allem bei Papageien und Pferden, aber auch bei einem Frettchen, bei mehreren
mit der Flasche aufgezogenen und als Haustiere gehaltenen Lämmern und bei Gänsen.
Bei Telefonumfragen mit zufällig ausgewählten Nummern, durchgeführt in Großbritan-
nien und den Vereinigten Staaten, teilten mir 50 Prozent der Hundehaushalte und 30
Prozent der Katzenhaushalte mit, das Tier zeige bei der bevorstehenden Ankunft eines
Familienmitglieds diese Erwartungshaltung. [444]
Ich führte Experimente mit solchen Hunden durch, um festzustellen, ob sie tatsächlich
die Ankunft ihres Besitzers vorausahnten, wenn alle »normalen« Informationsquellen
ausgeschlossen waren. Hauptperson der ersten und ausführlichsten Versuchsreihe war
der Terrier Jaytee, der mit seiner Besitzerin, Pam Smart, in der Nähe von Manchester
lebte. Nach unsystematischen vorläufigen Beobachtungen fing Jaytee an, auf Pam zu
warten, wenn sie sich auf den Heimweg vorbereitete, anscheinend sogar in dem Moment,
in dem sie den Plan dazu fasste. Wie wir dann ermittelten, war das bei 85 von 100
Heimfahrten der Fall, unabhängig von der Tageszeit. In einigen Fällen von ausbleibender
Reaktion war er krank, oder die Hündin nebenan war läufig - Jaytee war also durchaus
ablenkbar. Doch in 85 Prozent der Fälle schien er Pams bevorstehende Heimkehr zu
spüren. [445]
Bei den eigentlichen randomisierten Tests bewegte sich Pam mehr als acht Kilometer
von zu Hause fort. Solange sie außer Haus war, wurde Jaytees Warteplatz ständig und
mit Zeitmarkierung gefilmt. Pam wusste nicht im Voraus, wann sie wieder heimfahren
würde. Das Signal bekam sie von mir über einen Piepser, den ich zu einem nach dem
Zufallsprinzip ausgesuchten Zeitpunkt anwählte. Sie war dabei stets mit dem Taxi unter-
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