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Telepathie im Labor
Zwischen 1880 und 1939 veröffentlichten Dutzende von Forschern insgesamt 186
Forschungsberichte mit vier Millionen Einzelversuchen, bei denen die Probanden jeweils
zu erraten hatten, welche zufällig ausgewählte Karte der »Sender« gerade anschaute.
Die Trefferzahlen lagen bei den meisten Experimenten dieser Art nur geringfügig über
der Zufallswahrscheinlichkeit, aber wenn man alles zusammen einer statistischen »Meta-
Analyse« unterzieht, gelangt man zu einem statistisch höchst signifikanten Ergebnis. [435]
Skeptiker wenden gern ein, solche beeindruckenden Datensammlungen seien irre-
führend, weil die Forscher vielleicht nur die positiven Resultate veröffentlichen und
die negativen lieber für sich behalten - der sogenannte Schubladeneffekt. So
nachvollziehbar dieser Einwand ist, er gilt für alle Zweige der Wissenschaft, auch für
Physik, Chemie und Biologie, in denen ebenfalls die meisten Daten unveröffentlicht
bleiben. Psi-Forschern wird viel argwöhnischer auf die Finger geschaut als den Wis-
senschaftlern aufs den anerkannten Gebieten; ihnen ist außerdem deutlich bewusst, dass
es wichtig ist, auch die statistisch nicht signifikanten Resultate zu veröffentlichen - und
sie tun es. Wie dem auch sei, in diesem Fall lassen die Berechnungen erkennen, wie
viele Studien mit ungünstigen Ergebnissen erforderlich wären, um die Trefferquoten bei
diesen Kartenexperimenten auf das Niveau der Zufallswahrscheinlichkeit zu drücken:
Es müsste 626000 unveröffentlichte ungünstige Studien geben, 3300 für jede veröffent-
lichte Studie. [436] Das ist unwahrscheinlich.
Viele dieser Kartenexperimente wurden von den zwanziger Jahren bis in die sechziger
Jahre des vorigen Jahrhunderts im berühmten parapsychologischen Labor der Duke
University in North Carolina durchgeführt. Verwendet wurden dabei fünf eigens ange-
fertigte Karten mit abstrakten Symbolen. Nach der Zufallswahrscheinlichkeit würde ein
Proband bei fünf Versuchen einmal die richtige Antwort geben, also in 20 Prozent der
Fälle. Bei Hunderttausenden von Versuchen schälte sich eine durchschnittliche Treffer-
quote von 21 Prozent heraus; das liegt zwar nur knapp über dem Zufallsniveau, ist aber
wegen der enormen Anzahl der Versuche statistisch hochsignifikant. [437]
Die Forscher waren so sehr auf rigorose wissenschaftliche Verfahren bedacht, dass
sie leider ein Vorgehen wählten, das mit den Alltagssituationen, in denen Telepathie
vorkommt, kaum etwas gemein hat. Diese ewig gleichen langweiligen und abstrakten
Labortests, die mit Leuten durchgeführt wurden, die einander nicht kannten, waren so
ziemlich das Unnatürlichste, was man sich hätte ausdenken können.
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