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Sekunde vor dem Schuss war es oft so, als würde der Betreffende Blickkontakt mit mir
aufnehmen. Ich bin mir ganz sicher, dass diese Leute meine Anwesenheit selbst über eine
Entfernung von einer Meile spürten. Verblüffend war die Genauigkeit, mit der sie direkt
in mein Zielfernrohr blickten.«
Viele Paparazzi können Ähnliches berichten. Einer dieser Supertelefotografen, der für
Englands beliebtestes Boulevardblatt Sun arbeitete, bekundete sein Erstaunen darüber,
wie oft sein »Wild« sich umdrehte, um ihm direkt ins Objektiv zu blicken, selbst wenn
die Person zunächst in eine ganz andere Richtung geschaut hatte. Er selbst und seine
Bewegungen blieben unentdeckt, da war er sich sicher. »Ich rede von Fotos aus einer
Entfernung von bis zu gut achthundert Metern - da sieht mich ganz bestimmt keiner, den
ich im Tele habe. Aber sie spüren es, das ist beinahe unheimlich.« [413]
Auch manche Tierarten besitzen anscheinend dieses Gespür für Blicke. Manche Jäger
und Tierfotografen sind überzeugt, dass Tiere ihren Blick spüren, selbst wenn sie weit
entfernt und getarnt sind und das Tier durch das Teleobjektiv oder Zielfernrohr betracht-
en. Ein britischer Hochwildjäger wusste, dass die Tiere seine Absicht spürten und er
keine Sekunde verschenken durfte, wenn er sie einmal im Visier hatte. »Wenn du einen
Augenblick zu lange wartest«, sagte er, »sind sie weg. Sie spüren dich einfach.«
Von mehreren Vogelfotografen habe ich gehört, dass Vögel es spüren, wenn man sie
beobachtet, selbst wenn man es von einem getarnten Hochsitz aus tut und wirklich nicht
zu sehen ist. Einer erzählte: »Ich bringe viel Zeit hinter Tarnungen zu. Vögel spüren mit
geradezu unheimlicher Sicherheit, dass da jemand ist. Sie werden unruhig, selbst wenn
man sich kein bisschen bewegt hat. Bei Reihern sieht man sofort, dass sie Gefahr wittern.
Du hältst die Kamera vollkommen still, und sie merken trotzdem, dass sie beobachtet
werden. Der Kopf geht hoch, und sie stehen stocksteif da, um vielleicht doch irgendwo
eine Regung zu entdecken.« [414]
Es kommt durchaus auch vor, dass Fotografen oder Jäger sich ihrerseits von Tieren
beobachtet fühlen. [415] Der Naturkundler William Long beschrieb, wie es ihm manchmal
erging, wenn er allein im Wald saß:
Ich entdeckte oft in mir eine Regung, die ich mir in die Worte »Etwas beobachtet
dich« übersetzte. Immer wieder einmal kam diese sonderbare Warnung, auch wenn
sich nichts in meinem Blickfeld regte. Und fast immer, wenn ich mich dann behutsam
umsah, fiel mir ein Vogel, ein Fuchs oder Eichhörnchen ins Auge. Vielleicht hatte das
Tier eine leichte Kopfbewegung bemerkt und seine Futtersuche unterbrochen, um
sich anzuschleichen und mich neugierig zu beobachten. [416]
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