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Bilder außerhalb des Körpers
Nicht alle Philosophen und Psychologen stimmen der Geist-im-Gehirn-Theorie zu. Es gab
immer einige, die sagten, unsere Wahrnehmungen könnten genau da sein, wo sie zu sein
scheinen, nämlich da draußen und nicht als »Repräsentationen« im Gehirn. [397] William
James schrieb 1904:
Die Philosophie der Wahrnehmung von Demokrit an war ein einziger langer Disput
um das Paradox, wie etwas, das erkennbar eine einzige Wirklichkeit ist, an zwei
Orten zugleich sein kann, nämlich im äußeren Raum und im Geist der Person. Re-
präsentationstheorien der Wahrnehmung umgehen zwar das logische Paradox, ver-
letzen jedoch auf der anderen Seite das Lebensgefühl des Lesers, das keine zwis-
chengeschalteten mentalen Bilder kennt, sondern das Zimmer und das Buch unmit-
telbar so zu sehen scheint, wie sie physisch existieren. [398]
Alfred North Whitehead formulierte 1925: »Empfindungen werden vom Geist projiziert,
um Körper in der äußeren Natur angemessen zu kleiden.« [399]
In neuerer Zeit spricht sich der Psychologe Max Velmans im Rahmen seines »reflex-
iven« Bewusstseinsmodells für eine Wahrnehmungstheorie des im Raum ausgedehnten
Geistes aus. Er erläutert sie am Beispiel einer Frau, die als Subjekt (S) eine Katze be-
trachtet:
Aus der Sicht der Reduktionisten scheint es »in S' Geist« eine phänomenale Katze zu
geben, doch dabei handelt es sich eigentlich um nicht mehr als einen Zustand ihres
Gehirns. Nach dem reflexiven Modell ist ihre einzige visuelle Erfahrung bei der
Betrachtung der Katze ebendiese Katze, die sie da draußen in der Welt sieht. Wenn
man sie auffordert, auf diese phänomenale Katze (ihre »Katzen-Erfahrung«) zu deu-
ten, wird sie wohl nicht auf ihr Gehirn, sondern auf die im Raum jenseits ihrer
Körperoberfläche wahrgenommene Katze deuten. [400]
Dieses Abbild könnte nach Velmans »eine Art neurales ›Projektionshologramm‹ sein. Ein
Projektionshologramm besitzt die interessante Eigenschaft, dass das von ihm kodierte
dreidimensionale Bild draußen im Raum wahrgenommen wird, also vor seiner zweidi-
mensionalen Oberfläche.« [401] Velmans sagt jedoch nicht klar, um was es sich eigentlich
bei dieser Projektion handelt. Ein Hologramm ist schließlich ein Feldphänomen. Immer-
hin sagte er, es sei eher »psychischer« als »physikalischer« Natur, und räumte ein, er
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