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Was könnte daraus folgen?
Ich finde, es ist ein deutlicher Unterschied, ob ich mich auf meine Erinnerungen durch
Resonanz einstimme oder sie mit der Hilfe ungeklärter molekularer Mechanismen aus
Speichern in meinem Gehirn abrufe. Resonanz leuchtet mir eher ein und entspricht mein-
er Erfahrung. Im Übrigen spiegelt sie auch den Stand der Forschung besser, demzufolge
sich Erinnerungsspuren bislang als unauffindbar erwiesen haben.
In der Forschung zu dieser Hypothese würde man sich nicht mehr so sehr auf das
molekulare Geschehen in Nervenzellen konzentrieren, sondern das Augenmerk mehr auf
die Verfügbarkeit von Erinnerungen durch Resonanz legen. Damit würde sich auch die
Frage nach dem kollektiven Gedächtnis stellen, das C. G. Jung als das kollektive Unbe-
wusste beschrieb.
Sollte sich herausstellen, dass beim Lernen sowohl Resonanz mit dem Lehrer als dem
Vermittler einer Fähigkeit als auch Resonanz mit allen früheren Lernenden der gleichen
Inhalte besteht, könnte man die Lehrmethoden gezielt durch Verstärkung der Resonanz
verbessern und so das Lehren und Lernen schneller und effektiver gestalten.
Aus der Resonanztheorie des Gedächtnisses ergibt sich auch eine religiöse Frage.
Alle Religionen gehen selbstverständlich davon aus, dass irgendetwas am Menschen
den Tod des Körpers überlebt. Hindus und Buddhisten glauben an Wiedergeburt in der
Form, dass Erinnerungen, Gewohnheiten und Tendenzen von einem Leben auf ein an-
deres übertragen werden. Diese Übertragung gehört zur Wirkung des Karma , einer
Art zeitübergreifenden Kausalität, nach der alles jetzige Handeln Konsequenzen in der
Zukunft hat, sogar in weiteren Leben. Im Christentum gibt es verschiedene Anschauun-
gen zum Weiterleben nach dem Tod, aber in jedem Fall bleibt das Gedächtnis erhalten.
Nach der katholischen Lehre vom Fegefeuer tritt der Gläubige nach dem Tod in einen
weiteren Entwicklungsprozess ein, was keinen Sinn hätte, wenn nicht das Gedächtnis er-
halten bliebe. Protestanten glauben zum Teil, auf den Tod folge eine Art Schlaf, aus dem
man erst beim Jüngsten Gericht wieder erwacht. Jedenfalls muss auch in diesem Fall das
Gedächtnis erhalten bleiben, denn worüber wäre beim Jüngsten Gericht zu richten, wenn
man inzwischen vergessen hätte, wer man war und was man getan hat?
Die materialistische Theorie ist dagegen sehr einfach: Erinnerungen sind im Gehirn,
das Gehirn stirbt und verwest mit dem übrigen Körper, und alle Erinnerungen sind für
immer ausgelöscht. Atheisten sehen das als den besten Beweis für den Unsinn aller reli-
giösen Überzeugungen. Religiöse Lehren vom Weiterleben nach dem Tod können nur ge-
genstandslos sein, da sie ja ein Bestehenbleiben des Gedächtnisses voraussetzen, und wo
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