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Die Psychologen der behavioristischen Schule verfolgten den entgegengesetzten An-
satz. Sie glaubten an menschlichen Fortschritt durch Konditionierung von außen. So be-
hauptete der Begründer des Behaviorismus, John B. Watson:
»Angenommen, wir würden eineiige Zwillinge ins Labor bringen und sie dort von der
Geburt bis zum zwanzigsten Lebensjahr unter radikal unterschiedlichen Bedingun-
gen aufwachsen lassen. Wir könnten sogar eines der beiden Kinder darauf kondi-
tionieren, ohne Sprache auszukommen. Denjenigen unter uns, die sich über Jahre mit
der Konditionierung von Kindern oder Hunden befasst haben, dürfte sofort klar sein,
dass die beiden Endprodukte so verschieden wie Tag und Nacht sein müssen.« [322]
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der britische Erziehungspsychologe Sir Cyril Burt
führend auf dem Gebiet der Zwillingsforschung. Er gab an, sich eingehend mit dreiund-
fünfzig Paaren von getrennt aufgewachsenen eineiigen Zwillingen beschäftigt zu haben.
Burt konzentrierte sich auf die Vererbung der Intelligenz, wie sie von Intelligenztests
gemessen wird, und erklärte schließlich, das genetische Erbe sei von erheblich stärker-
em Einfluss als das Umfeld. Zum Leidwesen der genetischen Deterministen wurden Burt
später Manipulationen an einem Teil seiner Daten nachgewiesen. [323] Als dann aber in
den sechziger Jahren die Molekularbiologie zunehmend Bedeutung erlangte und der ge-
netische Code geknackt wurde, gewann auch der genetische Determinismus immer mehr
an Einfluss, verstärkt noch durch weitere Bemühungen auf dem Gebiet der Zwillings-
forschung.
Die bekannteste dieser Arbeiten ist die 1989 erschienene Studie über Zwillingsfam-
ilien in Minnesota. Das Forschungsteam untersuchte 1400 Paare von eineiigen und
zweieiigen Zwillingen, die zum Teil bereits kurz nach der Geburt getrennt wurden. Bei
früh getrennten eineiigen Zwillingen stellten die Forscher eine hohe Übereinstimmung
hinsichtlich einer ganzen Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen fest, etwa Wohlbefind-
en, soziale Dominanz, Entfremdung, Aggression und Leistung. Außerdem wurde beim
IQ eine hohe Korrelation festgestellt, in den Zahlenwerten fast genau den Ergebnis-
sen entsprechend, zu denen Cyril Burt auf, wie man ihm vorwarf, manipulativen Wegen
gelangt war. [324] Und es gab ein paar ganz besonders verblüffende Übereinstimmungen.
Zum Beispiel wiesen die Lebensverläufe von »Jim und Jim« (beide hatten in ihren Ad-
optivfamilien den Namen James erhalten), die bald nach der Geburt getrennt worden
waren, erstaunliche biographische Ähnlichkeiten auf. Beide lebten im einzigen Haus im
ganzen Block, bei dem ein Baum im Hof von einer weißen Bank eingefasst war. Beide
begeisterten sich für Stockcar-Rennen; und beide verfügten über bestens ausgestattete
Werkräume, in denen sie Miniaturtische oder Miniaturschaukelstühle anfertigten. [325]
Sehr ähnlich waren sie sich auch in gesundheitlicher Hinsicht. [326]
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