Biology Reference
In-Depth Information
Morphische Resonanz und morphogenetische Felder
Erbliche Organisationsmuster sind nur durch eine von oben nach unten gerichtete Kaus-
alität zu erklären: durch Wirkungen, die von Mustern einer höheren Ordnung, von höher-
en Systemeigenschaften oder Feldern ausgehen.
Wir können uns eine von oben nach unten wirkende Kausalität beispielsweise anhand
von Magnetfeldern vorstellen. Im gesamten Feld fließen Einflüsse »auf« und »ab«,
hin und her. Das Magnetfeld entsteht aus dem Zusammenwirken kleiner magnetischer
Domänen, die eine gemeinsame Ausrichtung haben und so das Gesamtfeld erzeugen.
Dieses wiederum wirkt auf die einzelnen magnetischen Domänen zurück und stabilisiert
ihre Ausrichtung. Wird ein Magnet über eine bestimmte Temperatur hinaus erhitzt,
verliert er seine Magnetkraft: Die Ordnung zerbricht, und die mikroskopisch kleinen
magnetischen Domänen haben keine Orientierung mehr. Das Gesamtfeld existiert nicht
mehr. Es ist wie bei einem sterbenden Lebewesen.
Ein morphogenetisches Feld ist eine geschachtelte Hierarchie oder Holarchie morpho-
genetischer Einheiten oder Holons (Abbildung 1). Das morphogenetische Feld eines
Lemuren koordiniert die Felder seiner Gliedmaßen, Muskeln und Organe; Organfelder
koordinieren wiederum Gewebefelder, Gewebefelder koordinieren Zellenfelder und so
weiter.
Morphogenetische Felder lassen sich auf zweierlei Weise verstehen. Man kann sie als
letztlich mathematische Gebilde auffassen, und so gelangen wir zu der von René Thom
dargestellten platonischen Theorie der Form. Vererbung der Form ist dann ein Zusam-
menwirken von Genen und Proteinen mit zeitloser Mathematik. Nicht die Gene und Pro-
teine stellen die Form her, sondern die Mathematik.
Aber morphogenetische Felder können auch Geschichte in sich tragen. Sie erben ihre
Form durch morphische Resonanz mit früheren Organismen einer ähnlichen Art. Sie
lassen sich auch dann noch mathematisch darstellen, aber solche Modelle erklären das
Feld nicht, sondern bilden es nur ab. Vererbung ist das gemeinsame Werk der Gene und
der morphischen Resonanz.
Der Unterschied zwischen der platonischen Theorie und der Hypothese der morph-
ischen Resonanz lässt sich an einem Fernsehgerät verdeutlichen. Die Bilder auf dem
Schirm werden von den materiellen Komponenten des Geräts und vom zugeführten
Strom erzeugt, beruhen aber letztlich auf dem unsichtbaren elektromagnetischen Feld
des Senders. Wenn jemand überhaupt nicht an unsichtbare Einflüsse glaubt, wird er
Bild und Ton allein anhand der Hardware - Drähte, Transistoren und so weiter - in
Search WWH ::




Custom Search