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Präformation und Neubildung
Vom siebzehnten bis zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war die Biologie in zwei
Hauptlager geteilt, Mechanisten und Vitalisten. Beide mussten die Vererbung erklären.
Die Vitalisten setzten die aristotelische Tradition fort, nach der ein Organismus durch
die Seele oder durch immaterielle Vitalkräfte geformt wird. Sie wussten jedoch nicht an-
zugeben, wie diese immateriellen Kräfte wirkten oder wie ihr Zusammenwirken mit dem
Körper aussah.
Die Mechanisten zogen eine materialistische Deutung vor, stießen jedoch ebenfalls
bald auf ernste Schwierigkeiten. Es fing damit an, dass sie vermuteten, Pflanzen und
Tiere seien bereits in Miniaturform in befruchteten Eizellen vorhanden, seien also vorge-
formt oder präformiert . Entwicklung war dann einfach das proportionale Wachstum des
bereits vollständigen, nur eben sehr kleinen Körpers. Manche Anhänger dieser Schule
sahen die Eizelle als den Ursprung des winzigen Organismus, die meisten jedoch die Sa-
menzelle - und dafür behaupteten sie sogar Beweise zu haben. Einer erkannte unter dem
Mikroskop Miniaturpferde in Pferdespermien und kleine Affen mit großen Ohren in Af-
fenspermien. Es wurden auch kleine Menschen, Homunkuli, in menschlichen Samenzel-
len erkannt (Abbildung 9). [282]
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