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Das Schöpferische
Dieses Universum mit seiner unvorstellbaren Ausdehnung birgt Abermilliarden Galaxien
mit Milliarden von Sternen. Es reicht weiter als unser Blick, es geht über den Ereignis-
horizont hinaus, von dem wir noch Licht oder irgendeine elektromagnetische Strahlung
empfangen können. Die Zahl seiner Kristalle, Moleküle und Atome sprengt jede Vorstel-
lungskraft. Auf der Erde haben wir eine erstaunliche Vielfalt an Lebensformen und in
der Lebenswelt der Menschen Sprachen, Kulturformen, Gesellschaftsmuster, technische
Neuerungen, Romane, Filme, Sportarten, Videospiele und so weiter in unübersehbarer
Vielfalt. Fruchtbarkeit, Vielgestaltigkeit und Kreativität gehören offenbar zu den We-
senszügen des Universums. Im Augenblick des Urknalls gab es jedoch keinerlei Vielfalt,
sie hat sich erst mit der Zeit gebildet, ebenso wie die Vielschichtigkeit der Organisation.
Die Materialisten glauben, all das ließe sich letztlich energetisch und als Werk der Nat-
urgesetze und des Zufalls erklären - ohne den Zug von künftigen Zielen oder Attraktoren.
Doch das ist nichts weiter als die Bekundung eines Glaubens. Sie können nicht beweisen,
dass die Evolution keine Zielpunkte hat, sie nehmen es lediglich an.
Sollte es in der Evolution Ziele und Zwecke geben, darf man wohl annehmen, dass
Vielfalt und Komplexität dazugehören. Ist Kreativität vielleicht ein Zweck, der sich selbst
genügt?
So sehen es evolutionär denkende Philosophen wie Henri Bergson: Der Evolution-
sprozess ist auf fortgesetzte Kreativität angelegt - auf echte Kreativität und nicht nur die
Abwicklung eines feststehenden Plans. Bergsons Gott war ein Gott, der sich durch den
Evolutionsprozess selbst erschafft: »Gott hat nichts vom bereits Gemachten. Er ist nie
endende Lebendigkeit, Aktion, Freiheit. So verstandene Schöpfung ist kein Mysterium -
wir erleben sie selbst in unserem freien Handeln.« [277] Hinter dieser Kreativität steht für
Bergson der »Impetus des Lebens« oder »Strom des Lebens«.
Doch die Vorstellung einer ewig immer weiter zunehmenden Komplexität ist so unbe-
friedigend wie der Gedanke eines ewig expandierenden Universums oder eines endlosen
Wirtschaftswachstums. Eine ordentliche Geschichte muss für uns einen Anfang, einen
Mittelteil und ein Ende haben.
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