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beim normalen Wachstum der Zelle. Man kann die Kappe immer wieder abschneiden,
und sie bildet sich immer wieder neu. [257]
Abbildung 4: Regeneration bei der Schirmalge Acetabularia mediterranea, einem
ungewöhnlich großen einzelligen Organismus von bis zu fünf Zentimetern Länge.
Am oberen Ende des Stiels sitzt ein grüner Schirm, am unteren ist es mit einem
wurzelähnlichen Rhizoid verankert. Im unteren Teil sitzt auch der große Zellkern
(hier als schwarzes Oval dargestellt). Schneidet man den Stiel gleich oberhalb des
Fußteils ab, bildet er einen neuen Stiel und Schirm aus (ganz rechts). Schneidet
man im oberen Teil ein Stück aus dem Stiel heraus, wächst der Stiel und bildet
einen neuen Schirm aus, obwohl in diesem Teil kein Zellkern vorhanden ist.
Man geht normalerweise davon aus, dass die Ausbildung der äußeren Form irgendwie
in den Genen »programmiert« ist, als wäre der Zellkern, der die Gene enthält, so etwas
wie das Gehirn der Zelle. An der Schirmalge wird jedoch erkennbar, dass Morphogenese
auch ohne Gene möglich ist. Schneidet man das Rhizoid mit dem Kern ab, kann die Alge
trotzdem monatelang weiterleben, und wenn man den Schirm abschneidet, bildet sich
ein neuer. Und ganz erstaunlich: Schneidet man ein Stück aus dem Stiel heraus, heilt
zunächst der Schnitt, und dann beginnt am oberen Ende, wo der Schirm saß, der Stiel
wieder zu wachsen und bildet schließlich einen neuen Schirm aus. [258] Morphogenese ist
zielgerichtet und strebt, selbst wenn keine Gene beteiligt sind, zu einem morphischen At-
traktor hin.
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