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Bewusstes und Unbewusstes
Es gibt mindestens zwei Bedeutungen des Wortes »unbewusst«. Die eine besagt, dass
überhaupt nichts an Geist, Erfahrung und Gefühl vorhanden ist, und das meinen die
Materialisten, wenn sie Materie als unbewusst bezeichnen. Physiker und Chemiker be-
trachten ihre Forschungsgegenstände als in diesem absoluten Sinne unbewusst: ohne
jegliches Bewusstsein. Psychologisch gesehen besitzt das Wort jedoch einen ganz ander-
en Sinn, etwa in dem Begriff »das Unbewusste«. Die meisten unserer geistigen Prozesse
verlaufen unbewusst, und das gilt auch für Gewohnheiten. Am Steuer eines Wagens
können wir uns trotzdem unterhalten und dabei ständig auf das Verkehrsgeschehen ring-
sum reagieren, ohne dass uns die dazugehörigen Bewegungen und kleinen Entscheidun-
gen alle bewusst wären. Ich komme beispielsweise an eine bestimmte Kreuzung und
biege automatisch rechts ab, weil das meine gewohnte Strecke ist. Zwar treffe ich eine
Wahl unter den Möglichkeiten, aber ich wähle aufgrund einer Gewohnheit. Wenn ich
mich dagegen in einer unbekannten Ortschaft mit Hilfe eines Stadtplans zurechtzufinden
versuche, ist meine Entscheidung an jeder Kreuzung eine ganz bewusste. Insgesamt ist
jedoch nur ein geringer Anteil unserer Entscheidungen bewusst. Unser Verhalten beruht
größtenteils auf Gewohnheit, und Gewohnheiten laufen naturgemäß unbewusst ab.
Tiere sind wie wir Menschen weitgehend von Gewohnheiten bestimmt. Aber wenn sie
sich, wie wir, der meisten ihrer Aktionen nicht bewusst sind, heißt das noch nicht, dass
sie geistlose Maschinen wären. Sie sind nicht ausschließlich Körper, sondern haben auch
eine geistige Seite - ihre Gewohnheiten, Gefühle und Verhaltensmöglichkeiten, unter
denen sie, ob nun bewusst oder unbewusst, wählen.
Es scheint nicht sinnvoll zu sein, Elektronen, Atomen und Molekülen die Fähigkeit der
bewussten Wahl zuzuschreiben, aber vielleicht treffen sie wie wir und wie die Tiere un-
bewusste Entscheidungen aufgrund von Gewohnheiten. Gemäß der Quantentheorie be-
stehen sogar für Elementarteilchen wie Elektronen viele alternative Zukunftsmöglich-
keiten. Bei der Berechnung ihres Verhaltens müssen die Physiker alle diese möglichen
Zukunftsvarianten berücksichtigen. [253] Elektronen sind insofern physikalisch, als sie sich
so verhalten, wie sie es auch früher schon getan haben, aber sie besitzen eben auch einen
geistigen Pol, weil sie diese Wiederholungen zu ihren möglichen »Zukünften« in Bezug
setzen, die in gewisser Weise eine in der Zeit rückwärts gerichtete Wirkung ausüben.
Aber können wir Molekülen Erfahrung, Gefühle und Motive zusprechen? Können sie
von einer möglichen Zukunft »angezogen« und von einer anderen »abgestoßen« sein?
Die Antwort lautet ja. Zunächst einmal sind sie elektrisch geladen, sie »fühlen« das
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