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Der schon mehrfach erwähnte amerikanische Psychologe William James vertrat eine
Form des Panpsychismus, der den Kosmos aus einer Hierarchie von Geist-Formen höher-
er und niederer Art aufgebaut sah. [238] Für den Philosophen Charles Sanders Peirce war-
en das Körperhafte und das Geistige zwei Aspekte der einen Grund-Wirklichkeit: »Geist
gehört zur Natur der Materie … Von außen betrachtet … erscheint ein Gegenstand als
Materie. Von innen betrachtet … erscheint es als Bewusstsein.« [239]
Henri Bergson hob diese Denktradition auf eine neue Ebene, als er die Bedeutung
des Gedächtnisses in den Vordergrund rückte. Alle physikalischen Ereignisse enthalten
ein Gedächtnis, das ihnen Dauer verschafft. Bergsons Zeitgenossen glaubten an die un-
bewusste Materie der mechanistischen Physik, die unverändert fortbesteht, bis äußere
Kräfte auf sie einwirken. Für sie existierte Materie in einem immerwährenden Augen-
blick und hatte selbst nichts von Zeit in sich. Deshalb argumentierte Bergson, die mech-
anistische Physik betrachte Veränderungen kinematographisch, als handle es sich um
eine Folge von statischen Momentaufnahmen. Für ihn war diese Physik eine Abstraktion,
die einen Wesenszug der lebendigen Natur ausließ: »Dauer ist ihrem Wesen nach die
Fortsetzung dessen, was nicht mehr existiert, in das hinein, was existiert. Das ist reale
Zeit, wahrgenommen und gelebt … Dauer setzt also Bewusstsein voraus, und wir stel-
len das Bewusstsein ins Zentrum der Dinge, weil wir ihnen eine fortdauernde Zeit zus-
chreiben.« [240]
Selbst einflussreiche zeitgenössische Materialisten können nicht umhin, bio-
chemischen Systemen eine Subjektivität beizumessen. Richard Dawkins' »egoistisches
Gen« ist solch ein Beispiel für beseelte Materie. Doch während Dawkins' molekularer Vit-
alismus ausdrücklich nur der Veranschaulichung dient, möchte Daniel Dennett den Gen-
en oder Replikatoren ein primitives Bewusstsein zuschreiben und sagt, sie hätten ein »In-
teresse« daran, sich selbst zu vermehren: »Wenn etwas auf der Bildfläche erscheint, das
über ein Verhalten verfügt, mit dem es seiner eigenen Auflösung, seinem eigenen Zerfall
entgegenwirken kann, dann bringt es, sei das Verhalten noch so primitiv, sein eigenes
›Anliegen‹ mit sich. Es nimmt, anders gesagt, einen Standpunkt ein.« [241]
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