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mer komplexeren Formen mit Erfahrungs- und Nicht-Erfahrungs-Anteilen.« [226] Während
Searle versucht, Bewusstsein aus gänzlich unbewusster, empfindungsloser Materie her-
vorgehen zu lassen, lautet Strawsons Hypothese, dass komplexere Formen der Erfahrung
aus einfacheren entstehen. Er vermutet also einen graduellen, keinen grundsätzlichen
Unterschied.
Panpsychismus ist keine neue Vorstellung. Früher neigten die meisten Menschen zu
dieser Sicht der Dinge, und auch heute sind es noch viele. Für Naturvölker überall auf
der Erde ist die Welt ringsum lebendig und in gewissem Sinne bewusst. Die Himmel-
skörper, die Erde, die Pflanzen und Tiere - alles besitzt einen Geist, eine Seele. Die Philo-
sophie der alten Griechen entwickelte sich in diesem geistigen Klima, wenngleich einige
der frühesten Philosophen eher Hylozoisten (dieser Begriff setzt sich aus den griechis-
chen Wörtern für »Stoff« und »Leben« zusammen) als Panpsychisten waren: Sie sahen
alle Dinge als mehr oder weniger lebendig, schrieben ihnen aber nicht unbedingt auch
Empfindungsfähigkeit oder Erfahrung zu. Im Europa des Mittelalters war es für Theolo-
gen wie für Philosophen selbstverständlich, dass die Welt voller Lebewesen ist: Pflan-
zen und Tiere besaßen eine Seele, die Himmelskörper waren von Intelligenzen geleitet.
Solch eine Haltung gilt heute als »naiv«, »primitiv« oder »abergläubisch«. Searle nennt
sie »absurd«. [227] Dennoch haben sich einige der größten abendländischen Philosophen
zur panpsychistischen Sicht der Dinge bekannt, und zwar aus den gleichen Gründen
wie Strawson. Als Descartes' Denksystem bekannt wurde, begannen andere, die seinen
strengen Dualismus ablehnten, sich um ein neues Verständnis der Beziehung zwischen
Geist und Körper überall in der Natur zu bemühen, nicht nur im menschlichen Gehirn.
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