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fühl »von etwas Besonderem und Transzendentem« vermittelte und so seine Überlebens-
und Vermehrungschancen verbesserte. Als Materialist glaubt Humphrey allerdings nicht,
dass unser Geist irgendetwas bewirken kann, und das heißt: Er hat keinen Einfluss auf
unser Handeln. Bewusstsein ist reine Einbildung, in Humphreys Worten »eine ›Magical
Mystery Show‹, die wir für uns selbst in unserem Kopf inszenieren«. [220] Nun, wenn wir
sagen, Bewusstsein sei Einbildung, ist das keine Erklärung des Bewusstseins, sondern
setzt es voraus. Einbildung ist vielmehr eine Funktionsweise des Bewusstseins.
Wenn alle diese Theorien nicht überzeugend klingen, dann deshalb, weil sie es nicht
sind. Sie überzeugen nicht einmal andere Materialisten, und genau deshalb gibt es so
viele konkurrierende Theorien. Searle findet für den Verlauf der Debatte in den letzten
fünfzig Jahren diese Worte:
Ein Philosoph stellt eine materialistische Theorie des Geistes auf … Er stößt auf Sch-
wierigkeiten … Kritik an der materialistischen Theorie ist meist von mehr oder weni-
ger fachspezifischem Charakter, aber hinter den formalen Gegenargumenten steckt
ein viel tieferer Einwand: dass nämlich die fragliche Theorie einen Wesenszug des
Geistes unberücksichtigt ließ … Und das führt zu immer noch panischeren Bemühun-
gen, an der materialistischen These festzuhalten. [221]
Den Philosophen Galen Strawson, selbst ein Materialist, erstaunt die Bereitschaft vieler
seiner Philosophenkollegen, den Realitätsgehalt ihrer eigenen Erfahrung zu leugnen:
Ich finde, die Macht der menschlichen Leichtgläubigkeit, dieser Hang des mensch-
lichen Geistes, sich von Theorie und Gläubigkeit mitreißen zu lassen, sollte uns
ernüchtern und auch ein wenig beängstigen. Gerade diese Leugnung nämlich ist das
Absonderlichste, was in der Geschichte des menschlichen Denkens - nicht nur in der
Geschichte der Philosophie - je vorgekommen ist. [222]
Francis Crick räumte ein, dass die »erstaunliche Hypothese« unbewiesen war. Er hielt
es sogar für möglich, dass eine dualistische Sicht der Dinge plausibler werden könnte,
fügte jedoch hinzu:
Es gibt immer eine dritte Möglichkeit: dass die Fakten für eine neue, alternative
Betrachtungsweise des Geist-Gehirn-Problems sprechen, die sich deutlich von der
ziemlich kruden und heute von vielen Neurowissenschaftlern vertretenen material-
istischen Auffassung, aber auch vom religiösen Standpunkt unterscheidet. Nur die
Zeit und eine Menge weiterer wissenschaftlicher Arbeit werden uns zu einer
Entscheidung führen. [223]
Es gibt tatsächlich eine dritte Möglichkeit.
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