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Dass die Kristallisation so schwer in den Griff zu bekommen ist, stellt die Chemiker
vor ein ernstes Problem. Joel Bernstein schrieb dazu in seinem Buch Polymorphism in
Molecular Crystals : »Der Kontrollverlust ist wirklich beunruhigend, vielleicht stellt er
sogar das Kriterium der Reproduzierbarkeit in Frage, das als Bedingung für die Ein-
stufung eines Problems als legitimer wissenschaftlicher Forschungsgegenstand gilt.« [208]
Das Auftreten neuer Kristallmodifikationen macht deutlich, dass die Chemie nicht außer-
halb der Zeit steht. Sie ist historisch und evolutionär wie die Biologie. Was jetzt
geschieht, beruht auf dem, was früher geschah.
Eine mögliche Erklärung für das Verschwinden von Modifikationen liegt darin, dass
die neuen Formen thermodynamisch stabiler sind und deshalb die alten verdrängen. Es
kommt zu einer Art Konkurrenzkampf, in dessen Verlauf sich die neuen Formen durch-
setzen. Als es sie noch nicht gab, bestand auch keine Konkurrenz, aber wenn sie ein-
mal da sind, tauchen sie in Labors überall auf der Welt auf, und die alten Formen ver-
schwinden.
Zweifellos können kleine Bruchstücke bereits bestehender Kristalle in einer über-
sättigten Lösung als auslösende Keime oder Kerne der Kristallisation dienen. Deshalb
nehmen die Chemiker als Grund für die Ausbreitung neuer Kristallisationsprozesse die
Übertragung von Kristallisationskeimen von Labor zu Labor an - eine Art Infektion. Im
Sagenschatz der chemischen Zunft gibt es den wandernden Wissenschaftler, der sol-
che Keime überall auf der Welt in immer neue Labors »einschleppt«. Ein Professor für
chemische Verfahrenstechnik meint sogar, Chemikerbärte seien »ein Hort für Keime
jedes nur erdenklichen Kristallisationsprozesses«. [209] Oder es wird angenommen,
Kristallisationskeime würden über die Atmosphäre in alle Welt verstreut und fänden
überall ihren Weg in die Kristallisationsapparaturen, um dort die Kristallisation neuer
Substanzen in Gang zu setzen. Der amerikanische Chemiker C. P. Saylor meint dazu, es
sei so, »als würden Kristallisationskeime als Staub mit dem Wind vom einen Ende der
Welt ans andere getragen«. [210]
Wir haben also in der Bildung neuer Arten von Kristallen eine Möglichkeit, die Hy-
pothese der morphischen Resonanz zu überprüfen. Nach herkömmlichen Vorstellungen
sollten sich Kristalle in einem australischen Labor nicht schneller bilden, wenn sie er-
stmals in einem britischen Labor gezüchtet wurden, wenn man Besuche aus dem brit-
ischen Labor konsequent ausschließt und nur gefilterte Außenluft in das australische
Labor gelangt. Sollten sie sich dann doch schneller bilden, würde das für morphische
Resonanz sprechen. Weitere Experimente mit Kristallen habe ich in meinem Buch Das
schöpferische Universum beschrieben. [211]
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