Biology Reference
In-Depth Information
Entwicklung von Gewohnheiten bis zu einem Punkt, wo es kaum noch möglich ist, sie
wieder aufzubrechen.« [193]
Friedrich Nietzsche ging um die gleiche Zeit noch etwas weiter und vermutete, die
Naturgesetze unterlägen der natürlichen Auslese:
Sollte es möglich sein, die Gesetze der mechanischen Welt … als Ausnahme und
gewissermaßen Zufälle des allgemeinen Daseins abzuleiten, als eine Möglichkeit von
vielen unzähligen Möglichkeiten? … Hätten wir als allgemeinste Form des Daseins
wirklich eine noch nicht mechanische, den mechanischen Gesetzen entzogene (wenn
auch nicht ihnen unzugängliche) Welt anzunehmen? … So dass das Entstehen der
mechanischen Welt ein gesetzloses Spiel wäre, welches endlich ebensolche Konsis-
tenz gewänne wie jetzt die organischen Gesetze für unsere Betrachtung? So dass alle
unsere mechanischen Gesetze nicht ewig wären, sondern geworden, unter zahllosen
andersartigen mechanischen Gesetzen, von ihnen übrig geblieben oder in einzelnen
Teilen der Welt zur Herrschaft gelangt, in anderen nicht? [194]
Ganz
im
Sinne
von
Peirce
schrieb
der
Psychologe
und
Philosoph
William
James
(1842-1910):
Wenn man die Evolutionstheorie wirklich ernst nimmt, sollte man sie nicht nur auf
Gesteinsschichten, Tiere und Pflanzen anwenden, sondern auch auf die Sterne, die
chemischen Elemente und die Naturgesetze. Es muss, so möchte man annehmen,
eine graue Vorzeit gegeben haben, in der die Dinge wirklich chaotisch waren. Ganz
allmählich, aus den zufälligen Möglichkeiten, die sich in jener Zeit ergaben,
entstanden ein paar zusammenhängende Dinge und Gewohnheiten, und das waren
die ersten Ansätze zu geregelten Abläufen. [195]
Alfred North Whitehead schrieb: »Zeit unterscheidet sich von Raum durch Vererbung
von Mustern der Vergangenheit.« Diese Vererbung von Mustern bedeutet, dass sich Ge-
wohnheiten bilden. Whitehead: »Es ist ein Fehler, von ›Naturgesetzen‹ zu sprechen. Es
gibt keine Naturgesetze. Es gibt nur zeitweilige Gewohnheiten der Natur.« [196]
Diese Denker waren ihrer Zeit weit voraus. Für sie war dieses Universum ein evol-
utionäres Universum. Doch ihre Zeitgenossen in der Physik glaubten weiterhin an ein
ewiges Universum aus dauerhafter Materie und Energie, das unter der Herrschaft un-
wandelbarer Naturgesetze, insbesondere des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik,
seinem eigenen Wärmetod entgegenging. Die Urknall-Theorie wurde erst in den sechzi-
ger Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Schulmeinung. Eine evolutionäre Kosmologie,
das hatten Peirce, James und Whitehead klar erkannt, impliziert die Evolution von Ge-
wohnheiten.
Search WWH ::




Custom Search