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sthaften Diskussionsgegenstand unter Physikern geworden. [174] Webb und sein Kollege
John Barrow halten fest: »Wenn α veränderlich ist, sollte man das bei anderen Kon-
stanten ebenfalls erwarten, und das würde die tieferen Abläufe der Natur weitaus unbe-
ständiger machen, als Wissenschaftler je gedacht hätten.« [175]
Und wie sieht es schließlich mit der Lichtgeschwindigkeit c aus? Nach Einsteins
Relativitätstheorie ist die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum eine absolute Konstante, und
die moderne Physik beruht auf dieser Annahme.
Es liegt in der Natur der Sache, dass die ersten Messungen der Lichtgeschwindigkeit
noch recht unterschiedlich ausfielen, aber bis 1927 konvergierten die Messungen auf ein-
en Wert von 299796 Kilometern pro Sekunde. Die führende Autorität auf diesem Gebiet
befand damals: »Der gegenwärtige Wert von c ist absolut zufriedenstellend und kann als
mehr oder weniger dauerhaft festgestellt gelten.« [176] Tatsächlich fiel der Wert zwischen
1928 und 1945 überall auf der Welt um etwa zwanzig Kilometer pro Sekunde. [177] Die
von führenden Forschern ermittelten Bestwerte stimmten erstaunlich gut überein. Für
manche Wissenschaftler deuteten die Daten auf zyklische Schwankungen im Wert der
Lichtgeschwindigkeit hin. [178]
Zum Ende der vierziger Jahre hin erhöhte sich die Lichtgeschwindigkeit wieder um
zwanzig Kilometer pro Sekunde, und es bildete sich ein neuer Konsens um den neuen
Wert. 1972 wurde die peinliche Möglichkeit einer Schwankung der Lichtgeschwindigkeit
dadurch eliminiert, dass man sie in einer Definition fixierte. Außerdem wurde der Meter
1983 anhand der Lichtgeschwindigkeit neu definiert (und zwar als die Strecke, die das
Licht im Vakuum im 299792458. Teil einer Sekunde zurücklegt). Sollte es also künftig
Änderungen der Lichtgeschwindigkeit geben, werden wir sie nicht erfassen können, weil
sich die Länge des Meters mit der Lichtgeschwindigkeit ändert! In gleicher Weise ist jet-
zt auch die Sekunde anhand des Lichts definiert, nämlich als die Dauer von 9192631770
Schwingungszyklen des von einem Cäsium-130-Atom in einem bestimmten Erregung-
szustand emittierten Lichts.
Wie ist der Abfall zwischen 1928 und 1945 zu erklären? Diese denkwürdige Episode
in der Geschichte der Physik wird jetzt meist der Psychologie des Metrologen zuges-
chrieben. Hier in den Worten eines führenden britischen Metrologen:
Das Phänomen, dass die Experimente einer bestimmten Epoche tendenziell zu
gleichen Ergebnissen kommen, hat man behutsam als »intellektuelle Phasen-
kopplung« umschrieben. Die meisten Metrologen sind sich der Möglichkeit eines sol-
chen Effekts bewusst - und es gibt immer hilfsbereite Kollegen, die nur zu gern da-
rauf hinweisen. Wenn sich ein Experiment dem Abschluss nähert, kommt es vermehrt
zu anregenden Diskussionen mit interessierten Kollegen, und die Vorbereitungen auf
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