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merkt bleiben, solange man zu unterschiedlichen Zeiten gemessene und aus verschieden-
en Labors stammende Werte mittelt.
1998 veröffentlichte das US National Institute of Standards and Technology Werte,
die G an verschiedenen Tagen aufwies, also ohne die Werte zu mitteln, um »Abweichun-
gen« zu bereinigen. Die Streuung erwies sich als erstaunlich hoch, beispielsweise 6,73
an einem Tag und ein paar Monate später 6,64, das heißt 1,3 Prozent niedriger. [169]
2002 veröffentlichten Mikhail Gershteyn und sein Team am Massachusetts Institute
of Technology den ersten systematischen Versuch, Änderungen des Wertes der Gravita-
tionskonstante im Tagesverlauf zu erfassen. Sieben Monate lang wurde G rund um die
Uhr nach zwei verschiedenen Methoden ermittelt. Es zeigte sich ein charakteristischer
Tagesverlauf, bei dem die Maximalwerte von G 13,93 Stunden auseinanderlagen, was der
Länge des sogenannten siderischen Tages entspricht, der Dauer einer Erdumdrehung ge-
genüber dem Sternenhimmel.
Gershteyn und sein Team interessierten sich nur für die Schwankungen im Laufe eines
Tages, aber es könnte auch Veränderungen über längere Zeiträume geben. So haben wir
erste Anhaltspunkte für Veränderungen von G im Jahreslauf. [170] Wenn wir Messungen an
verschiedenen Orten miteinander vergleichen, müsste es möglich sein, Verlaufsmustern
auf die Spur zu kommen. Es gibt diese Messungen bereits, irgendwo vergraben in den
Datenbeständen der metrologischen Laboratorien. Der einfachste und billigste Ansatz
würde darin bestehen, die Messungen von G zu unterschiedlichen Zeiten und in Labors
überall auf der Welt zu sammeln. Dann könnte man die Messreihen vergleichen und er-
mitteln, ob es bei der Fluktuation der Messwerte Korrelationen gibt. [171] Sollte dem so
sein, werden wir etwas Neues entdecken.
Wir könnten Veränderungen auch dadurch auf die Spur kommen, dass wir astronomis-
che Beobachtungen an Galaxien und Quasaren verschiedener Altersstufen vergleichen,
um zu ermitteln, ob es Unterschiede der Lichtabstrahlung gibt, die auf langfristige Än-
derungen der Konstanten schließen lassen. Der australische Astronom John Webb hat
sich unter diesem Gesichtspunkt mit der Feinstrukturkonstante α beschäftigt. [172] Um die
Jahrtausendwende stellte sein Team fest, dass α in entfernten Teilen des Universums et-
was kleiner ist, und das könnte bedeuten, dass sich der Wert über die Jahrmilliarden
geändert hat. [173] Viele Physiker nahmen zunächst an, Webbs Messungen müssten fehler-
haft sein, aber 2010 bestätigten neue und in anderen Teilen des Universums gemessene
Daten Webbs Befunde und erbrachten darüber hinaus weitere überraschende Resultate.
Die Abweichungen im Wert für α hingen offenbar davon ab, in welche Richtung man
blickte: Die Konstante schien auf der einen Seite des Universums kleiner zu sein als
auf der anderen. Inzwischen ist die Veränderlichkeit der Grundkonstanten zu einem ern-
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