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Die meisten großen Physiker äußerten ähnliche Gedanken. Im neunzehnten Jahrhun-
dert zum Beispiel Heinrich Hertz, nach dem die Einheit (Hz) für die Schwingungsfre-
quenz benannt ist:
Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass diese mathematischen Formeln ein
unabhängiges Sein und ihre ganz eigene Intelligenz besitzen, dass sie klüger sind als
wir, klüger sogar als ihre Entdecker, und dass sie uns mehr erbringen, als ursprüng-
lich in sie hineingesteckt wurde.
[161]
Albert Einsteins allgemeine Relativitätstheorie war ebenfalls in dieser Tradition ver-
wurzelt, und Arthur Eddington, der als Erster eine Bestätigung dieser Theorie erbrachte,
sah in ihr einen Hinweis auf den Gedanken, »dass der Stoff dieser Welt Geist-Stoff
ist … der nicht in Raum und Zeit ausgebreitet vorliegt: Vielmehr sind Raum und Zeit
Physiker James Jeans nahm einen platonistischen Standpunkt ein: »Man stellt sich das
Universum am besten - wenn auch immer noch sehr unvollkommen und unzureichend
- als aus reinem Denken bestehend vor, einem Denken, das wir in Ermangelung eines
umfassenderen Begriffs als das Denken eines mathematischen Denkers beschreiben
müssen.«
[163]
Die Quantentheorie trug den Platonismus in die tiefsten Tiefen der Materie hinein,
dorthin, wie die Atomisten etwas Festes und Homogenes angenommen hatten. Hier, so
moderne Physik für Platon entschieden, denn die kleinsten Einheiten der Materie sind
gar keine physikalischen Gegenstände im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern For-
men, Strukturen oder eben Ideen, von denen nur in der Sprache der Mathematik unmiss-
verständlich gesprochen werden kann.
An der althergebrachten Annahme, dass dieses Universum von ewig feststehenden Ge-
setzen und unwandelbaren Konstanten regiert wird, scheint kaum jemand zu zweifeln.
Dabei führt diese Annahme zu geradezu barocken Auswüchsen der theoretischen Speku-
lation, zum Beispiel, wie wir noch sehen werden, über buchstäblich unzählige weitere
Universen.
