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der BoXerAufstAnd
Eine weitere Rebellion, der Aufstand des
Geheimbundes der „Gesellschaft der gro-
ßen Messer“ (chinesisch: Da Dao Hui),
besser bekannt als „Boxeraufstand“, brei-
tete sich 1898 von Shandong im Norden
Chinas in kurzer Zeit über mehrere Pro-
vinzen des Landes aus. Der Aufstand rich-
tete sich vorrangig gegen den zunehmen-
den Einfluss der Kolonialmächte in China,
die damit verbundenen Demütigungen seit
dem Opiumkrieg, rücksichtslose christliche
Missionare und letztendlich gegen die im-
mer noch währende Fremdherrschaft der
Mandschu (Qing-Dynastie).
Auslöser des Aufstands waren mehrere
Naturkatastrophen in Nordchina im Som-
mer 1898. Im Frühjahr 1900 eskalierten
die Übergriffe auf Ausländer und Christen
in einen offenen Krieg zwischen China,
das diesen den imperialistischen Mächten
erklärte, und den Vereinigten acht Staa-
ten (Deutsches Reich, Frankreich, Groß-
britannien, Italien, Japan, Österreich-Un-
garn, Russland und die USA). Unter deut-
scher Leitung beendete ein entsandtes in-
ternationales Expeditionskorps 1901 die
Kampfhandlungen zugunsten der west-
lichen Mächte. Bei der Verabschiedung
des deutschen Ostasiatischen Expeditions-
korps hielt Wilhelm II. am 27. Juli 1900
in Bremerhaven die „Hunnenrede“, de-
ren wohl bekanntestes Zitat „Pardon wird
nicht gegeben! Gefangene werden nicht
gemacht!“ im Ersten Weltkrieg häufig als
Vergleich für das barbarisch geltende Ver-
halten der Deutschen diente.
Mit dem sogenannten „Boxerprotokoll“
im September 1901 verpflichtete sich Chi-
na, auf weitere fremdenfeindliche Aktivi-
täten zu verzichten und hohe Kriegsent-
schädigungen zu zahlen. Die Bezeichnung
„Boxer“ geht zurück auf eine der ersten
Rebellengruppen: die „Vereinigten Faust-
kämpfer für Recht und Einigkeit“ (chin.
Yìhéquán). Diese Benennung setzte sich
später bei allen Gruppierungen durch.
Revolution gegen die Qing-Dynastie am
10. Oktober 1911 in Wuhan und selbst-
ernannte Kriegsherren (Warlords), die das
Land beherrschten, trieben erneut Hun-
derttausende Chinesen in die ausländi-
schen Konzessionen. Die mehr als 2000
Jahre dauernde Geschichte der chinesi-
schen Dynastien war 1912 mit der Ab-
dankung von Kaiser Xuantong, der 1908
nach dem Tod seines Vaters im Alter von
drei Jahren inthronisiert wurde, beendet.
Die Psyche und das Selbstbewusstsein
der Chinesen hatten nach Jahrzehnten
der Demütigung zu Beginn des 20. Jh. ih-
ren Tiefpunkt erreicht. Die letzten Jahre,
in denen die Ausländer immer weitere
Forderungen stellten und ihre Macht un-
termauerten, hatten ihre Spuren hinter-
lassen. Insbesondere unter Studenten
und Intellektuellen entwickelten sich in
jener Zeit das Nationalbewusstsein und
der Wunsch nach Wiederherstellung von
Chinas Souveränität in den Häfen und
Pachtgebieten. Gleichzeitig erwachte ein
ausgeprägtes Interesse am Marxismus.
So begann 1915 Chen Duxiu (1879-
1942) mit der Herausgabe der politi-
schen Zeitschrift „Jugend“, die schon
ein Jahr später unter dem Namen „Neue
Jugend“ (Xin Qingnian) zu einer der
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