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Besser hätte der Nährboden in China
Mitte des 19. Jahrhunderts für den Auf-
stand der Sekte um Hong Xiuquan nicht
sein können. Das Land war gebeutelt von
Naturkatastrophen, der Opiumkrieg ge-
gen die westlichen Mächte war verloren
und der Kaiserhof der Qing-Dynastie da-
mit überfordert, die Probleme des Lan-
des zu bewältigen.
In kürzester Zeit hatten die Aufstände
Hong Xiuquans und seiner Taiping-Re-
bellen von Guangxi ausgehend fast ganz
China erfasst. Die blutigen Kämpfe der
Aufständischen erreichten 1853 auch
Shanghai. Das Hinterland der Küsten-
stadt und des Yangzi-Deltas war durch
die brutalen Kämpfe weitestgehend zer-
stört worden, Handel und Landwirtschaft
kaum noch möglich. Der florierende Ex-
port von Tee und Seide kam fast voll-
ends zum Erliegen. 1853 drang ein Ab-
leger der Aufständischen, die „Gesell-
schaft der kleinen Schwerter“ (Xiao Dao
Hui), in die Chinesenstadt ein, was zehn-
tausende Chinesen in die sicheren aus-
ländischen Konzessionen flüchten ließ.
Bis 1864 erreichte die Zahl der Flücht-
linge 130.000.
Auch die Ausländer fühlten sich durch
die stetige Konfrontation zwischen Re-
bellen und den kaiserlichen Truppen be-
droht. Ein gut ausgerüstetes Freiwilligen-
korps sollte die ausländischen Viertel der
Stadt gegen Übergriffe schützen. 1860
kam es erstmals zu Gefechten zwischen
in die Stadt eindringenden Taiping-Rebel-
len und der Armee der bis dato neutralen
Ausländer. Die Armee der Taiping wurde
zunächst aus Shanghai vertrieben, aber
bereits zwei Jahre später nach erneuten
Angriffen erachtete man die Sicherheits-
lage der Stadt als nur noch durch eine
Kooperation mit den Regierungstruppen
Hong XiuquAn
und die tAiPing
Hong Xiuquan wurde als Sohn ei-
ner Hakka-Nomadenfamilie im Janu-
ar 1814 in Fuyuanshui in der Provinz
Guangdong (Kanton) geboren. Seine
Pläne, eine berufliche Laufbahn als ho-
her Beamter einzuschlagen, scheiterten
schon früh an den kaiserlichen Prüfun-
gen. Hong erkrankte später schwer und
während seiner Wahnvorstellungen
und Halluzinationen erkannte er Jesus,
der ihm in einem Traum als bärtiger
Greis auf einem Thron erschien.
Um 1847 gründete Hong, der sich
selbst für einen Bruder Jesu hielt, nahe
der Heimat eine christlich beeinflusste
Sekte und konnte schon bald mehrere
Zehntausend Anhänger um sich scha-
ren. Im Jahre 1851 gründete Hong das
„Himmlische Königreich Taiping“ und
begann mithilfe eines Waffenfabri-
kanten seine Aufstände. Was sich an-
fangs auf kleinere Überfälle und Raub-
züge im Dorf Jintian des heute auto-
nomen Gebietes der VR China Guang-
xi beschränkte, weitete sich bald auf
ganz Süd- und Zentralchina aus. Im
März 1853 erreichten und besetzten
die Rebellen Nanjing, das bis Juli 1864,
dem Jahr der Rückeroberung durch
die Truppen der Qing-Dynastie, die
Hauptstadt der Taiping wurde. Hong
starb hier am 1. Juni 1864 und weite-
re 100.000 verbleibende Taiping begin-
gen Selbstmord.