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Tag hier verbringen: Neben den zahlrei-
chen sehenswerten Grünanlagen mit
Blumenwiesen, Bäumen, Sträuchern und
Pavillons existieren zahlreiche weitere
diE gESchichtE dEr JudEn in Shanghai
Möglichkeiten, um einen abwechslungs-
reichen Tag zu gestalten.
Gerade wenn man mit Kindern in
Shanghai weilt, ist der Park ein Muss.
Das ehemalige Jüdische Viertel liegt im
nördlichen Stadtteil Hongkou, das Zentrum
des Viertels bildete die Zhoushan Lu. Die Ge-
gend war in den 1930er-Jahren ein sehr
preiswertes Wohngebiet und so landeten bis
1941 fast 30.000 Juden auf ihrer Flucht vor
den Nazis in Deutschland in diesem Stadt-
bezirk. Shanghai war aufgrund des inter-
nationalen Status letztlich der einzige Ort
der Welt, an den man noch ohne Pass oder
Visum ausreisen konnte, und zudem war
das Leben in der Stadt auch für weniger
wohlhabende Familien erschwinglich.
Von Deutschland über Österreich ge-
langte man noch bis 1940 mit dem Zug
nach Italien und von dort mit den großen
Passagierschiffen der italienischen Linie
Lloyd Trestino nach Shanghai. Es durf-
ten maximal 10 Reichsmark, private Ge-
genstände, aber keine Wertsachen ausge-
führt werden. Die Ausreise wurde streng
von Beamten der Gestapo überwacht. Vie-
le kamen daher bettelarm in China an.
Im Sepzember 1940 trat Italien an
Deutschlands Seite in den Krieg ein. Die
Ausreise über den Seeweg war damit ver-
sperrt und man konnte nur noch mit
schwer erhältlichen Visa über den mühsa-
men Landweg durch Russland nach Shang-
hai gelangen. Der Zustrom der Flüchtlinge
in Shanghai nahm trotzdem immer größe-
re Ausmaße an und wurde durch lokale jü-
dische Gemeindemitglieder unterstützt. In-
ternationale Hilfsgelder gab es durch den
JOINT (American Jewish Joint Distribu-
tion Committee) und weitere Organisatio-
nen. Zahlreiche Flüchtlinge wurden in spe-
ziell dafür eingerichteten Unterkünften mit
der lebensnotwendigen Versorgung und
warmen Mahlzeiten untergebracht.
Japan trat 1941 - nach dem Angriff
auf Pearl Harbor - als Verbündeter NS-
Deutschlands in den 2. Weltkrieg ein und
übernahm die Macht in Shanghai, verfolg-
te aber keine deutschen Juden. Am 18. Feb-
ruar 1943 richteten die Japaner eine soge-
nannte „Designated Area“ ein. Alle Juden,
die nach 1937 in Shanghai angekommen
waren, mussten in dieses Getto in Hongkou
umsiedeln. Das Getto in dem Stadtteil, der
durch den Krieg von 1937 die schwersten
Zerstörungen erlebte, wurde nach Kriegsen-
de 1945 von den Amerikanern aufgelöst.
Nach Ende des Krieges verließen die
meisten Juden Shanghai schnellstmög-
lich in Richtung USA, Israel oder Austra-
lien. Aber auch europäische Staaten wie
Österreich und selbst Deutschland waren
durchaus begehrte Einreiseländer, wiede-
rum unterstützt durch Hilfsorganisatio-
nen. Bereits 1948 waren schon mehr als
10.000 Juden von Shanghai in andere
Länder ausgereist. Nach 1949 wurde für
die noch in Shanghai verbliebenen Juden
das Leben mit dem zunehmenden Macht-
gewinn Mao Zedongs immer ungemütli-
cher. Mit Flugzeugen und Schiffen verlie-
ßen bis zum Frühling 1950 die meisten der
Juden Shanghai. Heute leben in Shanghai
noch schätzungsweise 800 Juden.
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