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„groSSohr du“ und diE grünE bandE
Opiumhöhlen, Glücksspiel, unzähli-
ge Gangster, Zigtausende Prostituierte
und verschiedene Triaden (mafiaähnli-
che kriminelle Vereinigungen aus dem
chinesischen Kulturkreis) prägten in den
1920er- und 1930er-Jahren das Leben in
Shanghai. Bereits 1902 verließ der in Gao-
qiao geborene, noch junge Du Yuesheng
(1888-1951) seine Heimatstadt mit dem
Ziel Shanghai.
Die Rote Bande mit ihrem Anführer
Zhang Xiaolin war - aufgrund der gu-
ten Kontakte zur größten britischen Opi-
umhandelsgesellschaft Jardine, Matheson
& Co. und zum britischen Geheimdienst
- zur Zeit der Ankunft Du's die einfluss-
reichste aller kriminellen Organisatio-
nen. Daneben existierten noch die Tong,
die Liga des Himmels und der Erde und
die Grüne Bande, eine patriotische Ver-
einigung im Umfeld der Binnenschiffer.
Aufgrund des boomenden Opiumhandels
war auch diese schon seit einiger Zeit von
kriminellen Energien durchsetzt und ge-
wann zunehmend Einfluss.
Du Yuesheng schloss sich 1908 der Grü-
nen Bande an und erlebte in nur wenigen
Jahren innerhalb der Organisation einen
rasanten Aufstieg. Die Grüne Bande wur-
de zu einem gefürchteten Verbrecher-
kartell mit vermutlich mehr als 20.000
bewaffneten Mitgliedern und weitreichen-
der Kontrolle über Opiumhöhlen und die
Prostitution in den zahlreichen Bordellen
der Stadt. Rauschgiftlieferant waren die
Franzosen. Huang Jirong („Huang der
Pockennarbige“) war verantwortlich für
die reibungslose Abwicklung der Geschäf-
te. Der Chef der chinesischen Polizeiins-
pektoren in der Französischen Konzession
hatte mittels Bestechung, Einschüchterung
und Erpressung auch mehrere hochrangi-
ge Franzosen fest unter seiner Kontrolle
und Willkür.
Der als „Großohr Du“ legendär gewor-
dene Al Capone Chinas vervielfachte ge-
meinsam mit Huang innerhalb weniger
Jahre das Vermögen der Grünen Ban-
de. Du bezog ein prächtiges Anwesen in
der Avenue Paul-Doumer - der heutigen
Donghu Lu - und plante von hier aus den
Einstieg in das Heroingeschäft. Besorgt
über den zunehmenden Einfluss und das
Auftreten der Kommunisten, verbünde-
te sich Du mit Chiang Kai-shek und des-
sen nationalistischen Kuomintang. Zur
wichtigsten Einnahmequelle der Grünen
Bande wurden die sogenannten „Anti-
opiumpillen“. Nach dem Tod von Sun
Yat-sen 1925 traten Du und Huang in die
Kuomintang ein und unterstützten de-
ren Führer Chiang Kai-shek. 1926 kam es
zur Vereinigung mit der Roten Bande um
Zhang Xiaolin, das berüchtigte Gangster-
Triumvirat hatte nun die nahezu vollstän-
dige Kontrolle über die Stadt inne.
Im April 1927 unterstützte die Unterwelt
- die ihre Geschäfte und die Opiumproduk-
tion durch die Kommunisten gefährdet sa-
hen - die Nationalisten um Chiang Kai-
shek und beteiligte sich mit tausenden
schwer bewaffneten Gangstern an den
Massakern und brutalen Morden an den
Kommunisten und aufständischen Arbei-
tern (siehe „Von den Anfängen bis zur Ge-
genwart“). In den nächsten Wochen und
Monaten wurden im Auftrag Kai-sheks
Tausende von Kommunisten umgebracht
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