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dEr dEutSchE „club concordia“
Im November 1897 übernahmen deut-
sche Truppen die Bucht von Jiaozhou, ei-
ner Vorstadt Qingdaos, in der nördlichen
Provinz Shandong. Bis 1914 blieb die Ge-
gend um Qingdao deutsches Pachtgebiet.
Daran erinnern auch heute noch - ob-
wohl Qingdao mittlerweile zu einer ty-
pisch modernen chinesischen Großstadt
geworden ist - einige markante Bauwer-
ke wie die alte Brauerei, eine Kirche und
manch imposante Villa. Auch in Shang-
hai stieg um die vorletzte Jahrhundert-
wende die Zahl deutscher Kaufmänner,
Händler und Geschäftsleute rapide an. In
den frühen 1900er-Jahren lebten bereits
mehr als 1000 deutsche Landsmänner in
der Stadt. Was lag da näher, als einen ei-
genen Klub zu gründen?
Der am 26. August 1868 in Schwerin
geborene Heinrich Becker war nach sei-
ner Ankunft in Shanghai im Jahr 1898
der erste deutsche Architekt in der Stadt
und bekam den Auftrag zum Bau mehre-
rer Villen für deutsche Geschäftsleute, ei-
niger deutscher Bankfilialen und des be-
eindruckenden Gebäudes - der zukünf-
tigen Heimat des Club Concordia - am
Bund. Nach dreijähriger Bauzeit war das
im Stil deutscher Neorenaissance erbau-
te repräsentative und exklusive Gebäude
mit seinen umlaufenden Veranden und
einer Höhe von fast 50 m - was zu dieser
Zeit alle anderen Bauwerke der Stadt in
den Schatten stellte - im Jahr 1907 fer-
tiggestellt. Zur Grundsteinlegung reis-
te der Sohn Kaiser Wilhelms II., Prinz
Adalbert von Preußen, höchstselbst nach
Shanghai.
Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die
Deutschen China verlassen. 1923 zog in-
folge der Reparationszahlungen die Bank
of China in das Gebäude ein, ließ es 1934
abreißen und durch das heutige Gebäude
aus dem Jahr 1937 ersetzen.
Building und das Yokohama Specie Bank
Building und steht vor dem Gebäude der
Bank of China (23 Zhongshan Lu) aus
dem Jahr 1937. Genau an dieser Stelle
befand sich Anfang des letzten Jahrhun-
derts der deutsche „Club Concordia“ in
seinem ab 1904 im Stil der Neorenais-
sance erbauten Klubhaus, welches 1934
für den Neubau der Bank of China abge-
rissen wurde (siehe Exkurs). Dieser nicht
weniger imposante Bau des deutschen
Klubs wurde 1907 fertiggestellt.
Das Gebäude der Bank of China durf-
te allerdings nicht höher sein als das be-
nachbarte Sassoon House, das 77 m
hoch ist. Sein Besitzer, der reiche jüdische
Immobilienmagnat Sir Victor Sassoon,
bewohnte dort das Penthouse in der
obersten Etage und bestand darauf,
das höchste Gebäude am Bund zu besit-
zen. Das heutige Peace Hotel (s. S. 294)
(20 Zhongshan Lu) und frühere Sassoon
House befindet sich direkt an der Ecke
zur Nanjing Lu. Heute besteht das Peace
Hotel aus zwei Gebäuden, einem Nord-
und einem Südflügel zu beiden Seiten
der Nanjing Lu. Der Bau des größeren
von Palmer & Turner entworfenen Nord-
gebäudes, in dem einst Sassoon residier-
te, begann 1926 und dauerte drei Jahre.
Nach der Gründung der Volksrepu-
blik China wurde das Hotel 1956 als
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