Travel Reference
In-Depth Information
Viele Chinesen werfen den Menschen
aus Shanghai vor, sich zu sehr von westli-
chen Einflüssen lenken zu lassen. Im Ge-
genzug sieht sich der Shanghaier nicht
zuletzt auch wegen der westlich gepräg-
ten Vergangenheit der Stadt als kosmo-
politisch, schick, intelligent, fortschritt-
lich und geschäftstüchtig. All dies sind
Eigenschaften, die Shanghai zum wirt-
schaftlichen Motor der Volksrepublik Chi-
na machten und auch von den zahlrei-
chen ausländischen, in der Stadt ansäs-
sigen Unternehmen geschätzt werden.
Der gegenüber dem Rest Chinas deut-
lich höhere Lebensstandard ist für den
Shanghaier Beweis für seine Siegerqua-
litäten. Eigentlich ist man aber viel zu be-
schäftigt, um sich auch darüber noch Ge-
danken zu machen. Viel mehr zählt das
nächste Geschäft, die nächstliegende
Möglichkeit, viel Geld zu verdienen.
In Shanghai ist man auch am ehesten
bereit, mit alten Regeln und Traditionen
zu brechen. So gelten bei heiratswilligen
Chinesinnen junge Männer aus Shang-
hai als besonders guter Fang, da diese
nicht nur als geschäftstüchtig und fleißig
gelten, sondern häufig auch noch gerne
Hausarbeiten, das Kochen und die Ein-
käufe erledigen.
Doch selbst in Chinas weltoffenster
und internationalster Stadt gibt es im
Vergleich zu Europa immer noch erheb-
liche Unterschiede bezüglich Sitten und
Verhalten. Auch wenn man in Shanghai
ein gewisses Maß an Freiheit genießt, die
nicht nur Mode und westlichen Stil, son-
dern auch Kritik an Korruption oder Poli-
tik im Allgemeinen einschließt, sind Dis-
kussionen in der Öffentlichkeit darüber
auch hier noch immer ein Tabuthema.
Aber selbst bei heiklen Fragen wie Chi-
nas Umgang mit politischen Dissidenten,
dem Status von Tibet oder Taiwan, der
Einschränkung der Medien usw. wird
man als Besucher gerade von vielen Eng-
lisch sprechenden jungen Chinesen in
Shanghai auch Antworten erhalten und
im privaten Kreis auch sachliche Diskus-
sionen führen können. Im Gegenzug soll-
te der Besucher auf einige Fragen, wel-
che neben dem Shanghaier auch Chine-
sen im Allgemeinen brennend interes-
sieren, vorbereitet sein. Dazu gehören
Themen wie Alter, Einkommen oder Fa-
milienstand. Man sollte solche Fragen
nach eigenem Ermessen beantworten.
Eines vereint letztendlich alle in der
Stadt lebenden Menschen: Man ist Teil
der modernsten Stadt Chinas - viel-
leicht sogar der Welt - mit all ihren Kon-
sumtempeln, U-Bahnen, Restaurants und
einigen der höchsten und architektonisch
schönsten Wolkenkratzern der Welt. Und
davon ist man in Shanghai nicht nur über-
zeugt, sondern auch stolz darauf.
shAnghAi und die touristen
2010 erwartet Shanghai zur Expo mehr
als drei Millionen nicht Chinesisch spre-
chende Gäste. Doch wer heute gänzlich
ohne chinesische Sprachkenntnisse nach
China - auch Shanghai ist hier keine Aus-
nahme - kommt, wird schnell feststellen,
dass man mit der einheimischen Bevölke-
rung auf der Straße nur schwer Kontakt
aufnehmen kann. Das liegt jedoch weni-
ger an der Reserviertheit oder Abneigung
der Einheimischen gegenüber den frem-
den Besuchern, sondern ganz einfach an
der sprachlichen Barriere. Auf dem Weg in
die Innenstadt wird man nach der Ankunft
auf dem Pudong Airport einem Taxifahrer
kaum mehr als ein „Hello Mister“ entlo-
cken können.
Search WWH ::




Custom Search