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In Fukui waren vor allem die englischen Beschriftungen von Produkten eine ständige Quelle der Heit-
erkeit für mich und die anderen westlichen Ausländer. (Heute nehme ich sie kaum noch wahr, obwohl sie
immer noch da sind.)
Ein Laib Brot in Plastikverpackung: »All of contents are Burned with all our heart.« Der japanische
Brotherstellerwollteunswohlsagen,dassderInhaltmitLiebeknuspriggebackenwar.Leiderhaterseinen
EntwurfkeinemenglischenMuttersprachlervorgelegt-daherdiekühneBehauptung,dasBrotseivongan-
zem Herzen verbrannt.
Solange keine Ausländer sie lesen, stören diese Beschriftungen niemanden. Die japanischen Kunden im
Supermarkt nehmen den westlichen Text auf der Verpackung gar nicht wahr. Sie lesen nur die japanische
Beschriftung. Westler dagegen lesen vermutlich selbst nach Jahren in Japan zuerst die lateinischen Buch-
staben. Erst dann verarbeitet das Hirn die chinesischen Schriftzeichen. Wer gar kein Japanisch kann, der
zoomt dagegen ausschließlich das bisschen Englisch heran, das im Gesichtsfeld zu sehen ist.
»We only premium choice coffee beans to give you aggressive aroma«, sagt uns eine Dose mit
Kilimandscharo-Kaffee. »Have a smell of panda droppings. This one is especially fragrant«, hieß es im
Schreibwarenladen aufeinem Terminkalender.ObderGestalter wirklich anPanda-Urin gedacht hatte? Ein
Kaffeautomat fragte mich einmal: »I wonder why coffee tastes so good when you're naked with your fam-
ily.« Gute Frage!
Eine ganz eigene Geschichte waren beschriftete T-Shirts. »Flesh Fucks«, das war noch harmlos. »Sexi-
est!InWorldisIelephantwoman«,warfernsthaftdieFrageauf,womitsichdieTrägerinnunidentifizieren
wollte.IneinemCaféinFukuistarrteichderBedienunglängereZeitaufdenBauch,dennsietrugeinehell-
blaue Schürze mit der Aufschrift: »soft seizure. makes come out happiness;« (inklusive der Satzzeichen).
Die Japaner lieben es auch, Worte aus dem Westen zu importieren. Joshua regte sich immer wieder
darüber auf, wenn die Japaner englische Worte zweckentfremden. Das untergrub unser ohnehin angeschla-
genes Vertrauen in die Begriffe. Aus Joshuas Sicht ist beim Import solcher Worte etwas schiefgegangen -
wie bei Babys, deren Namensbändchen die Krankenschwester nach der Geburt vertauscht hat. Vermutlich
sehen wir aber einfach nur Sprache bei der Arbeit zu. Die ganzen lateinischen und englischen Worte im
Deutschen benutzen wir ja auch nicht in ihrer ursprünglichen Bedeutung.
JoshuastörtesichzumBeispielandemSportgetränk»PocariSweat«.SoeinGesöfftrinkeernicht.»Wer
will schon Japanerschweiß in der Dose?« Yusuke dagegen fand gar nichts bei dem Namen. »Schließlich
weist das am ehesten auf die Zusammensetzung hin, oder?«
AufeinerSerievonNotizbüchernfandsicheineArtLufthansa-Logo,danebenstandaufDeutscheinfach
und schlicht »Rollbahn«, und dann:
Ferne Reisen
machen weise
Die Propeller
drehen sich.
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