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GegenEndedesdrittenJahresinJapanfragteichmichmanchmal,obichnichteinfachbleibensollte.Tokio
war einfach viel zu schön, um wegzuziehen. Ich hatte gehört, dass ein Elektronikunternehmen einen west-
lichen Pressesprecher als Ansprechpartner für Auslandsmedien suchte.
Gedankenverloren starrte ich auf die Reklame an der Decke der U-Bahn. »Denken Sie manchmal an
ihr künftiges Grab? - Wir haben eine Hochtechniklösung für Ihre Ewigkeit!« Der Werbung zufolge lassen
sich in dieser Einrichtung einige tausend Urnen lagern und nach Eingabe der Kennnummer durch die Ver-
wandten hervorholen - wie im automatischen Parkhaus. Die nächste Stufe ist vermutlich die Webcam des
Todes,mitderdieVerwandtenjederzeiteinenBlickaufOmawerfenkönnen.IchkamzueinemEntschluss.
Jetzt schon so eine Ikebana-Leiche im rundum bequemen Tokio zu werden, das kam gar nicht in Frage.
Ich wollte noch mehr von der Welt sehen und nicht hier hängenbleiben wie Miguel.
Letztlich hatte ich in Japan bei aller Liebe zu oft das Gefühl, nicht dazuzugehören oder etwas falsch zu
machen. Selbst in manchem Grillspießchenladen war ich kurz davor, mich für die Unannehmlichkeiten zu
entschuldigen,diewiralsAusländerdurchunsereAnwesenheitmachten.SichernahmendieanderenGäste
irgendwie Anstoß an uns, oder wir waren zu laut und störten die Atmosphäre. Auch mit Japanern zusam-
men hatte ich manchmal das Gefühl, nicht ganz hinzupassen. Ich würde immer der seltsame Ausländer
bleiben, der beim Dinner mehr Aufmerksamkeit bekommt, als er verdient, einfach weil er Japanisch kann.
Ich beschloss weiterzuziehen, wenn sich eine Gelegenheit ergab.
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