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fluglinie TAP wählt, zeigt ebenfalls, wie tief die Wurzeln des Landes noch immer in
der Geschichte liegen, und vor allem in der Geschichte seiner Entdeckungen auf den
Weltmeeren. Wählte man nämlich bis vor kurzem die teure Buchungsklasse, fand man
sich unversehens in der »Navigator Class« wieder und war augenblicklich Teil eines
Lebensprogramms, das sich aus der historischen Vergangenheit speist. Leider glaubt
man wohl auch in der Marketingabteilung der TAP an die Macht der Globalisierung
und es heißt nun, langweilig wie überall, »Business Class«. Alles, was davon übrig
blieb, ist ein Vielfliegerblog namens navigatorclass. So zeitigt der große Navigator und
Weltsüchtige wenigstens als Schwundstufe noch Folgen: Heinrich der Seefahrer nahm
bereits an der ersten aller maritimen Eroberungen teil, in das 1415 anvisierte Ceuta, di-
rekt gegenüber von Gibraltar an der nordafrikanischen Küste. Heinrich, selbst Sohn
des Königs Johann I., markiert verbrieftermaßen den Beginn jenes Reise- und Erobe-
rungswahns im Zeichen des Glaubens.
Seine Vorleistungen waren es, die später Vasco da Gama zum Nationalhelden mach-
ten, von dessen Ruhm das große Epos »Os Lusadas« von Lus Vaz de Camões erzählt.
Was den Griechen Homers Odyssee, den Römern die Aeneis des Vergil, das sind für
die Portugiesen die Lusiaden. Camões, der fast exakt im Todesjahr Vasco da Gamas ge-
boren wurde, wäre als Augenzeuge der Seereisen, die er später beschreiben sollte, in
Asien fast ums Leben gekommen. Nach seiner nicht ganz so weiten Fahrt zog sich
Heinrich nämlich zurück, um den Ruhm von Portugal aus zu mehren: Als Ausbilder
von Seeleuten und Navigationsforschern errichtete er das Zentrum seines Wirkens am
südwestlichsten Ende Europas, auf den steilen Küstenklippen von Sagres, in der Nähe
des Cabo de São Vicente. Die führenden Köpfe seiner Zeit, darunter Mathematiker,
Astrologen und Kartographen, versammelte er, um dort, das anbrandende Meer vor
Augen, vor der Welt den Beweis anzutreten, daß die Erde keine Scheibe ist, indem er
sie umsegeln ließ. Noch heute trägt das Kap im Volksmund einen Namen, den es da-
mals vor den Seefahrten innehatte: o fim do mundo , das Ende der Welt.
Wie stark diese Traditionen auch im zeitgenössischen Portugal verankert sind, zeigt
ein ehrgeiziges Projekt des Instituto Hidrográfico in Lissabon. Untergebracht im alten
Nonnenstift Das Trinas , von wo aus bereits neben anderen Vasco da Gama aufgebro-
chen war, wird in den alten Räumlichkeiten an einer neuen Eroberung der Welt ge-
forscht. Freilich virtuell, wie es sich heute gehört. Die Meereskarte der Erde für die
globale Nutzung, an der die Ozeanographen basteln, soll künftig unter anderem dazu
dienen, Schiffe mit Hilfe des Satellitensystems GPS (Global Positioning System) recht-
zeitig vor Untiefen und Hindernissen zu warnen. Die neuen Vermesser der Weltmeere
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