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gentor, was mit einem leisen Tststs kommentiert wurde. Und auch als das Spiel verlo-
renging, war außer einem müden Seufzer kein Laut aus seinem Mund zu vernehmen.
Man hatte es schließlich kommen sehen. Ein paar Tage später wurden wir Zeugen des
historischen Sieges auf magischer Erde gegen Holland. Lediglich die Überschrift der
Fußballzeitung am nächsten Tag verriet Euphorie über die historische Leistung: Portu-
gal fliegt - Voa portugal .
Aber auch die Gastgebermannschaft bei der Europameisterschaft 2004 hat der por-
tugiesischen Equipe keinen Titel beschert. Sie verloren im ersten und letzten Spiel des
Turniers gegen die siegreichen Griechen, indem sie einfach alle Fehler der Niederlage
beim Auftakt im Endspiel wiederholten. Das hat zur Folge, daß die verheißungsvolle
»Goldene Spielergeneration«, von denen viele gleich zweimal, 1989 und 1991, die Ju-
niorenweltmeisterschaft gewonnen hatten, keine Chance mehr bekommen werden, bei
einem großen Wettbewerb ihren Goldwert unter Beweis zu stellen. Sie haben den
Glauben an sie schlicht enttäuscht.
Und schon immer ist Fußball nicht nur eine Glaubensfrage, er ist auch ein Politi-
kum. Da man im Alltag nicht viel über Politik spricht, kommt dem Fußball eine Polari-
sierungsfunktion zu, wie man sie sonst nur vom Streit zwischen den Parteien kennt.
Keine Spendenaffäre kann die Menschen so aufbringen wie die Steuerschulden von
Benfica. Wenn ein Fußballer zu einem Club ins Ausland wechseln wollte, bedeutete
das besonders unter General Salazar eine politische Krise ersten Ranges. Er verbot dem
schwarzen portugiesischen Fußballgott Eusébio, zu Inter Mailand zu wechseln, und er-
klärte ihn kurzerhand zum Staatseigentum. Und kein Staatsmann wird je eine solche
Verehrung erfahren wie der Präsident, der den F.C. Porto nicht nur zur portugiesischen
Meisterschaft 2004 geführt, sondern im gleichen Jahr auch noch in den Olymp der
Champions League-Sieger gehoben hat. Da fällt selbst der eine oder andere Beste-
chungsskandal nicht mehr ins Gewicht: »Gott im Himmel - Pinto da Costa auf Er-
den.« Nach dem Abtreten der Goldenen Generation muss ein Trainer als bedeutendster
Fussballexport Portugals gelten: José Mourinho, genannt auch ›der Schöne‹, dessen in-
novative Methoden den FC Chelsea bereits zweimal hintereinander zum englischen
Meister machten. Es heißt, er würde seine Spieler während der 90 Minuten mitunter
über Funk und Verteilen von Zetteln zum Sieg führen. Das brachte ihm zwar so man-
che Platzsperre, aber auch Respekt bis hin zum FC Bayern ein. Die Erfolgsserie des
smart ergrauten Fußball-Gents reißt auch bei Inter Mailand, wo er 2008 als neuer
Spielmacher antrat, nicht ab: In nur drei Monaten holte er die Coppa Italia und strich
den Gewinn der Serie A ein. José Mário dos Santos Félix Mourinho, wie er mit vollem
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