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wahr wie dieser Hahn krähen wird, so wahr bin ich unschuldig!« Das Wunder gesch-
ah, der Hahn hob seinen Kopf und krähte laut und vernehmlich. Der Pilger durfte wei-
terziehen. Diese Geschichte machte den Hahn in Portugal zum Glückssymbol. Aus Ton
geformt und mit bunten Farben bemalt, schenkt man ihn allen, denen man Gutes
wünscht.
Zurück zum nicht minder legendären Fátima, einem Ort, den der Papst bei einem
Besuch den »Altar der Welt« nannte. Die Geschichte von Fátima ist die Geschichte
dreier Hirtenkinder, Lúcia (10), Francisco (8) und Jacinta (7), die am 13. Mai 1917 und
in den darauffolgenden Monaten die Erscheinung der Jungfrau Maria erlebten, worauf
sich im gleichen Jahr 70 000 Menschen dort einfanden und schworen, ebenfalls die
Nossa Senhora do Rosário erblickt zu haben. Nur Lúcia konnte die Muttergottes hören,
und in insgesamt sechs Erscheinungen verriet diese dem Kind drei große Geheimnisse.
Das erste Geheimnis prophezeite den frühen Tod der beiden anderen Kinder (1919 und
1920), das zweite das Ende des gegenwärtigen Kriegs (Erster Weltkrieg), den Beginn ei-
nes weiteren, noch schlimmeren Kriegs und - kontroverseste aller Botschaften - den
Fall des Sowjetreiches mit anschließendem Frieden. Die letzte Prophezeiung war lange
nur dem Papst und Lúcia bekannt und daher Anlaß zu wilden Spekulationen, wie etwa
der, daß darin der Weltuntergang angekündigt sei. Vor kurzem wurde das letzte Ge-
heimnis gelüftet: Die dritte Botschaft der Jungfrau Maria sagte das Papstattentat vor-
aus, welches exakt am Jahrestag von Fátima geschah.
1930 wurden die lange umstrittenen Erscheinungen von der katholischen Kirche of-
fiziell für glaubwürdig erklärt. Man errichtete eine neubarocke Basilika, vor der sich
die Pilger nun zweimal im Jahr auf einem großen Platz einfinden. Bei der abendlichen
Messe verwandelt er sich in ein beeindruckendes Lichtermeer. Bei den Feierlichkeiten
in Fátima erlebt man ergreifende Szenen eines inbrünstigen Glaubens, des Flehens um
Gnade und Hilfe in der Not. Die Pilger kriechen, den Rosenkranz in der Hand, Gebete
murmelnd, auf Knien der Basilika zu, alte Menschen haben ihre aufgeschürften Knie
mit Tüchern umwickelt und werden von anderen Gläubigen gestützt. Per aspera ad
astra, wußte bereits der Lateiner.
Der Glaube versetzt Berge, so heißt es, aber die Hände der Portugiesen vor allem in
unbeschreibliche Geschwindigkeit. Für Novizen unter den Kirchenbesuchern ist es da-
her nicht leicht, den Portugiesen beim Bekreuzigen zu folgen. Zunächst kann man nur
erahnen, was hier geschieht. Viermal hintereinander wird mit der Hand das Kreuz be-
deutet: Erst vor der Stirn (für gute Gedanken), danach vor dem Mund (für gute Worte),
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