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Die unbestrittene Macht, welche ihn zu derlei Handlungen autorisierte, hatte sich
Sebastião José de Carvalho e Melo, wie Pombal mit bürgerlichem Namen bis zum Er-
langen seines Titels im Jahre 1769 hieß, jedoch bei einem Ereignis erworben, das mit
einem Schlag fast alle Unterkünfte nicht nur Lissabons in Schutt und Asche verwan-
delte.
Das Märchen kennt keinen Zufall. Und so mag es auch nicht als solcher erscheinen,
daß ausgerechnet am Allerseelentag des Jahres 1755 ein gewaltiges Erdbeben Lissabon
erschütterte. Seine Stärke war noch bis Skandinavien und in der Karibik zu spüren,
sein Zentrum machte Lissabon fast dem Erdboden gleich. Die unzähligen Feiertagsker-
zen beschleunigten die Verbreitung von Feuer, und am Ufer des Tejo kamen die Ver-
wüstungen durch die ausgelösten Flutwellen hinzu. Schnell erhob Pombals Gegenspie-
ler, der Jesuit Malagrida, seine Stimme, es handele sich bei den Verwüstungen um Got-
tes Strafe für Sünden. Doch Pombal kümmerte sich nicht um Deutungen, sondern ließ
rasch die Toten begraben und organisierte mit strengen Steuerauflagen die Versorgung
der Überlebenden im anbrechenden Winter. So ist es vor allem der Rigorosität seiner
Maßnahmen zu verdanken, daß es nicht zur Verbreitung von Seuchen kam wie sonst
in vergleichbaren Situationen. Der quadratische Neuaufbau der Unterstadt Lissabons,
der Baixa , wie wir ihn kennen, ist unter seiner Planung entstanden.
Pombal war gewiß der berühmteste Staatsmann, dessen Mitgliedschaft in der Frei-
maurerloge überliefert ist. Nach dem Tod seines Förderers Joseph I. kam die erzkonser-
vative, später wahnsinnig gewordene Maria I. an die Macht und beschränkte mit der
Verbannung von Pombal gleichzeitig den Einfluß der Freimaurer. Auch unter Salazar
hatte die Loge nichts zu lachen, und erst später, mit dem Beginn der sozialistischen Re-
gierungsmacht, stand mit Mário Soares 1986 erneut ein Logenmitglied an der Spitze
des Staates. Dessen Sohn und Bürgermeister von Lissabon, João Soares, ließ für die
Festlichkeiten des Tages der Republik 1997 das Rathaus im Zuge der Renovierung mit
zahlreichen Emblemen der Freimaurer ausstatten. Und wie zu Pombals Zeiten die Je-
suiten haben die Freimaurer auch heute mit der katholischen Sekte Opus Dei einen
starken Gegner im eigenen Land.
In Sintra, dem Geburtsort der portugiesischen Hoteltradition, ließ sich der brasilia-
nische Millionär und Phantast António Augusto Carvalho Monteiro am Anfang des
20. Jahrhunderts von seinem Architekten und Bühnenbildner eine Quinta vollständig
nach esoterischen Aspekten erbauen. Dabei durften weder Teiche, Grotten, bizarre Vo-
gelstatuen, eine Kapelle der Trinität noch die als Initiation für Freimaurer gedachte
Spiraltreppe fehlen. Der von der UNESCO als Weltkulturerbe unter Schutz gestellte
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