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als Reisender auf dem Höhepunkt zivilisatorischer Errungenschaften. Auch ein Gang
in die Bar oder das Restaurant überzeugt mit außergewöhnlich gutem Essen und her-
vorragendem Kaffee. Auf wundersame Weise haben es die Portugiesen fertiggebracht,
daß selbst löslicher Kaffee schmecken kann. Aber auch ansonsten ist der Alfa für ange-
nehme Überraschungen gut.
Als während eines Lissabon-Aufenthaltes meine Begleiterin den Wunsch verspürte,
Coimbra wiederzusehen, die Stadt, in der sie Portugiesisch studiert hatte, bestiegen wir
in der Station Santa Apolónia den Morgenzug. Kurz vor Coimbra packten wir unsere
zwei Koffer und zahlreichen Taschen, da wir mit unserem vollständigen Gepäck einige
Tage dortzubleiben gedachten. Es war ein sonniger Herbsttag, das Wetter war unge-
wöhnlich warm, und das Hoch über der Iberischen Halbinsel schien Stabilität zu ver-
sprechen. Auf dem Bahnsteig, bereits die prächtige Stadt auf dem Hügel im Visier, fiel
mir beim Anblick der sich langsam entfernenden roten Schlußlichter des Alfa Rich-
tung Porto ein Bild wieder ein, das ich kurz zuvor noch vor Augen gehabt hatte: mein
schwarzes Filofax in dem Gepäcknetz des grünen Vordersitzes. Rotes Licht und grüner
Velour. Da waren sie beisammen, die portugiesischen Farben. Und mit der Schicksals-
schwere des Landes sah ich das schwarze Etwas: Genau da mußte es auch jetzt noch
hängen, vereinsamt mit meinen Ausweisen, Kreditkarten, den Flugtickets, Reservie-
rungen, ganz zu schweigen von dem darin enthaltenen Adreßverzeichnis aller Freun-
de, Bekannten und Verwandten samt der am Morgen noch extra für den mehrtägigen
Ausflug bei der Bank abgehobenen Barschaft.
Der Zug nahm gerade die Ausfahrtkurve, als ich meiner Begleiterin das fatale Miß-
geschick beichtete. Sie dirigierte uns mitsamt dem schweren Gepäck zum Bahnhofs-
vorsteher. Ich schilderte ihm kurz und radebrechend unseren Fall, meine Begleiterin
übernahm die Details. In solchen Situationen erkennt man den Unterschied zwischen
genereller Freundlichkeit und kompromißloser Hilfsbereitschaft. Letztere setzt bei den
Portugiesen dann ein, wenn man ein paar Worte, und seien es auch nur die elementa-
ren Höflichkeitsformen, wenigstens im Tonfall des komplizierten Genuschels der Lan-
dessprache beherrscht.
Was nun geschehen sollte, bedurfte einer logistischen Meisterleistung. Portugiesen
helfen grundsätzlich gerne weiter, auch wenn sie nicht im Besitz der erbetenen Infor-
mation oder der Befugnis sind. Die Auskunft, die Sie dann erhalten, ist immer wohlge-
meint, muß aber nicht unbedingt etwas mit Ihrem Ziel zu tun haben. So war ich froh,
in meinem Fall wenigstens die Platzreservierungskarten noch im Sakko zu haben, um
den genauen Fundort angeben zu können.
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