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nen Weltmeisterschaftsfinale der Azzuri. Dazu kommt, bestens vertraut, die Raserei
der Deutschen: mit Tempo 120 durch die verkehrsberuhigte Zone. Und schließlich in
den Städten ein Verkehrsaufkommen wie in Paris am Quatorze Juillet . Wenn man alle
diese Elemente nun nach Kairo oder Bombay versetzen würde, hätte man ungefähr ein
Bild davon, welche längst vergessenen Automobiltypen auf den Straßen Portugals
noch präsent sind und in welchem denkwürdigen Zustand sie sich befinden.
Kurzum, mit dem Straßenverkehr ist es wie mit dem Leben: Wer darin eintritt, ris-
kiert auch, darin umzukommen. Auf mehr oder weniger gewaltsame Weise. Auch
scheint, schenkt man Zeitungsberichten über Unfallursachen Glauben, in Portugal die
Regel zu gelten: Wenn jemand nicht mehr gehen kann, dann heißt das noch lange
nicht, daß er nicht mehr fahren kann. Das hat seinen Grund: Dient der Alkohol echten
Männern doch lediglich dazu, das Tier in sich zu bekämpfen. »Para matar o bicho.«
Wörtlich sogar, um das Tier zu töten. Damit war, da der Spruch aus dem Mittelalter
stammt, ursprünglich die Desinfektion gemeint. Heute soll der Alkohol der Gesundheit
dienen. Was völlig außer acht läßt, daß bei verlorenem Kampf der Mann selbst zum
Tier wird. Die Vielzahl der Schnäpse kann es übrigens sogar mit der aller Kaffeesorten
aufnehmen.
Lassen Sie also alle Hoffnung fahren, wenn Sie das portugiesische Purgatorio des
Straßenverkehrs betreten. Und sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt. Portugal
hat die höchste Todesrate bei Autounfällen in ganz Europa, und wer einmal im Vor-
überfahren einige Autos in teilweise bizarren Anblicken am Straßenrand (auf dem
Dach, senkrecht am Brückenpfeiler lehnend, ausgebrannt auf dem Seitenstreifen etc.)
liegen gesehen hat, versteht, warum es so wichtig ist, beim Fahren prinzipiell auf alles
gefaßt zu sein: Rechtsüberholer, Einscheren ohne Blinken, utopische Geschwindigkei-
ten, die sich allem Anschein nach der Meßbarkeit entziehen, hysterisches Hupen ohne
ersichtlichen Grund. Sonst sichere Fahrer sind hier vor nichts sicher.
Angesichts all dessen fällt es bisweilen schwer, daran zu glauben, daß es selbst in
Portugal bestimmte Regeln und Gesetze im Straßenverkehr gibt. Auch wenn sich die
wenigsten daran halten, liegt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit in Ortschaften bei
60, auf Landstraßen bei 90 und auf der Autobahn bei 120 Stundenkilometern, sofern es
nicht anders angegeben wird. Seltsam sind die großen Schilder mit einer 90 darauf, die
auf einigen Heckscheiben kleben. Sie besagen nichts anderes, als daß der Autofahrer
seinen Führerschein erst seit weniger als einem Jahr besitzt. Hier ist nicht nur ver-
schärfte Vorsicht angeraten, es herrscht auch das Prinzip Hemmschuh. Denn das
Schild besagt weiterhin, daß er selbst auf Autobahnen nicht schneller als mit 90 Sachen
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