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Ankommen
Ich fahre von Tag zu Tag wie von Bahnhof zu Bahnhof im Eisenbahnzug meines Körpers oder
meines Schicksals und beuge mich über die Straßen und die Plätze, über die Gebärden und die
immer gleichen und immer verschiedenen Gesichter, wie eben Landschaften sind.
Fernando Pessoa
Auch wenn es manchmal reizvoll erscheinen mag, seinen Aufenthalt im englisch anmu-
tenden nördlichen Porto zu beginnen, ist davon eher abzuraten. England zeichnet näm-
lich, so die vorherrschende Meinung der Einwohner, nicht nur für den ausgedehnten
Bedarf und Handel von Portwein verantwortlich, sondern auch für die vom Douro auf-
steigenden kolossalen Nebelbänke. Das führt häufig besonders in Flughafennähe zu un-
annehmbaren Bedingungen für die Piloten. Dann bleibt nach längeren Warteschleifen
nur noch Ausweichen nach Lissabon mit anschließendem Transfer nach Porto. Und das
bedeutet zumeist, die Flugzeit unter erschwerten Konditionen zu verdoppeln: im Bus.
Wenn dann noch, wie es leider oft der Fall ist, einer der legendären Unfälle auf der Stra-
ße dazwischenkommt, sitzt man im Stau und kann nicht glauben, daß ausgerechnet am
Reisetag ein defekter Laster seine gesamte Ladung Mandarinen auf diesem Teilstück der
Strecke hinter sich lassen mußte. Aufregung nützt hier gar nichts, und es ergibt sich die
Gelegenheit, eine Lektion in portugiesischer Schicksalsergebenheit einzuholen. Wann es
weitergeht? Vom Busfahrer nichts weiter als ein stummes Staunen im Gesicht.
Also warum nicht lieber gleich nach Lissabon? Dort erwartet einen ohnedies der be-
eindruckendere Landeanflug. Nach einigen verwirrenden Flugmanövern durch die
prächtigen Atlantikwolken fliegt man Lissabon von See her an. Und man versteht die
Worte des Dichters Camões, der die geographische Besonderheit Portugals in seinen
»Lusiaden« wie folgt faßte: Aqui…onde a terra se acaba e o mar comea - hier, wo das
Land aufhört und das Meer beginnt. In der Tat ein phänomenaler Anblick: Kurz vor der
Landung erschließt sich plötzlich ein von Rio de Janeiro her vertrautes Bild. Der Christo
Rei mit ausgebreiteten Armen thront schützend über einer Brücke, die man instinktiv
San Francisco zuordnen würde, der Hängebrücke des 25. April. Dann liegen einem kurz
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