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Der Fluch
der Bananen
Umwelt-Praktiken der Bananenkonzerne,
die u.a. durch Experimente mit organischen
Pestiziden versuchen, ihr angeschlagenes
Image wieder zu verbessern.
Doch nicht nur Tiere und Pflanzen leiden
unter dem großflächigen Anbau von Bana-
nen, auch die rund 200.000 Arbeiter in der
Atlantik-Region klagen über gesundheitli-
che Folgen: Die Arbeit auf den Plantagen
bei schwüler Hitze ist knochenhart. Die
schweren Bündel (ein Bündel wiegt zwi-
schen 35-50 kg) werden von Hand bis zur
nächsten „Seilbahn“ geschleppt und von
dort zur Verpackungsanlage gezogen.
Durch den oft nicht sachgemäßen Um-
gang mit gefährlichen Chemikalien, die in
Europa oft schon lange verboten sind,
steigt die Zahl unfruchtbarer Männer und
Frauen, die man bis heute auf etwa 8000
schätzt. Klagen gegen die Bananenmultis
wegen Sterilität als Folge der Arbeit auf den
Plantagen wurden zunächst abgewiesen
und schließlich mit einer einmaligen Ent-
schädigung von 7500 $ abgetan.
Auch wer nicht direkt mit den Giftstoffen
arbeitet, bekommt seine „Ration“ ab: durch
die Sprühflugzeuge, die großflächig die
Plantagen einnebeln und damit natürlich
auch die dazwischenliegenden Wohnsied-
lungen der Arbeiter. Nachweislich liegen
die Krebsrate und die Säuglingssterblich-
keit in dieser Region weit über dem Lan-
desdurchschnitt - Fälle von Hautkrebs sind
um ein Vielfaches häufiger als anderswo.
Und wofür das alles? Mit einem Tages-
lohn zwischen 7 und 14 $ kann man sich
auch in Costa Rica nur mit Mühe und Not
über Wasser halten - Akkordarbeit und
6-Tage-Woche vorausgesetzt. Oft stellt die
Firma eine Wohnung und bezahlt Strom
und Wasser, auch Schulen werden gebaut.
Man kann nicht behaupten, dass die Men-
schen glücklich sind mit ihrer Arbeit - aber
dennoch: Besser diese als gar keine Arbeit,
denn die Auswahl an Arbeitsplätzen ist ge-
ring in der Region.
Bananen sind extrem schnell wachsende
Pflanzen: Nach nur 7 bis 9 Monaten hat
sich der Setzling zu einer ausgewachsenen
Staude entwickelt, die bereits eine Blüte
austreibt. Nach weiteren 3 Monaten sind
die Früchte reif, und die Pflanze stirbt ab.
Doch ein neuer Trieb hat sich bereits am
Scheinstamm gebildet, der seinerseits in ei-
nem Jahr Früchte tragen wird. Die Bana-
nenfrüchte wachsen zu mehreren neben-
einander (manos) von unten nach oben,
die einzelnen Früchte, die grün geerntet
werden, bezeichnet man als Finger.
Um den europäischen und nordamerika-
nischen Wunsch-Normen zu entsprechen,
wurden immer größere Früchte gezüchtet,
deren Gewicht inzwischen so groß ist, dass
die Stauden abgestützt bzw. mit Seilen ver-
zurrt werden müssen. Die Bananenbündel
werden mit Plastiktüten umhüllt, um sie
vor Vögeln und anderen Schädlingen zu
schützen. Über die Entwässerungskanäle
geraten diese Folien immer wieder in die
Flüsse und ins Meer, wo sie Meeresschild-
kröten, die sie mit Quallen verwechseln, zu
fressen versuchen und daran qualvoll ver-
enden.
Da Monokulturen anfällig sind für
Krankheiten aller Art, werden Unmengen
von Pestiziden verspritzt, die in die Böden
und ins Grundwasser gelangen, und um
den Ertrag möglichst hoch zu halten, wird
die Fruchtbarkeit der Böden mit Kunstdün-
ger erhöht. Dennoch sind diese nach etwa
8-10 Jahren ausgelaugt und müssen mehre-
re Jahre brachliegen, bevor sie erneut be-
baut werden können. So werden neue
Flächen benötigt - allein in den letzten 10
Jahren wurden dafür in Costa Rica etwa
30.000 ha Regenwald gerodet.
Internationale Organisationen erheben
immer wieder schwere Vorwürfe gegen die
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