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Das Nationaltheater -
der Stolz aller Ticos
Das Teatro Nacional gilt als das schönste
Gebäude der Stadt, vielleicht sogar des
ganzen Landes. Den Anstoß zu seinem Bau
gab eine Tournee der berühmten Opern-
sängerin Adelina Patti im Jahre 1890, die
nicht in Costa Rica auftreten konnte, weil
kein geeigneter Rahmen zur Verfügung
stand. (Das alte Theater an dieser Stelle war
kurz zuvor einem Erdbeben zum Opfer ge-
fallen.) Darüber waren vor allem die Vertre-
ter der Oberschicht so gekränkt, dass sich
schließlich die Kaffeebarone darauf einig-
ten, alle Kaffee-Exporte freiwillig mit einer
Art Sondersteuer zu belegen und damit
den Bau des neuen Theaters zu finanzie-
ren. Als Vorbild für den Bau diente die 1875
fertig gestellte Pariser Oper, und man ließ
Architekten, Künstler und edle Baumateria-
lien aus Europa kommen, um künftig einen
standesgemäßen Rahmen für kulturelle
Veranstaltungen zu haben. Feierlich einge-
weiht wurde das Theater nach rund sieben-
jähriger Bauzeit am 19.10.1897 mit einer
Aufführung der Pariser Oper.
Nach dem Erdbeben von 1991 musste
das 1965 zum Nationalmonument erklär-
te Gebäude vorübergehend für 2 Jahre ge-
schlossen werden.
Die klassizistische Fassade wird von drei
weiblichen Figuren gekrönt, die die Begrif-
fe Musik (links), Ruhm (Mitte) und Tanz
(rechts) symbolisieren. Die Marmor-Ori-
ginale wurden übrigens wegen der hohen
Luftverschmutzung durch Duplikate er-
setzt.
Die Eingangshalle ist im barocken Stil
gehalten und üppig mit Marmor und Gold
ausgestattet. Links befindet sich ein stilvol-
les Café mit einem sehenswerten Decken-
gemälde.
Vor Betreten des Theatersaales lohnt sich
ein Blick zur Decke: Das Gemälde des itali-
enischen Künstlers J. Villa, entstanden 1897
142cr Foto: dk
in Mailand, wurde auf der 5-Colones-Bank-
note verewigt. Örtliche Reiseleiter weisen
immer wieder auf einige gravierende Feh-
ler in diesem Werk hin, unter anderem die
Tatsache, dass Kaffee bekanntlich nicht an
der Küste wächst und die Pflückerinnen
normalerweise weder so glücklich noch so
gut gekleidet sind, wie dies auf dem Bild zu
sehen ist. Aber der Titel des Werkes lautet
Alegoría, und wie sonst hätte der Künstler
die beiden wichtigsten Wirtschaftsgüter
des Landes - Kaffee und Bananen - auf ei-
nem Bild darstellen können? Dass das
Gemälde aber dennoch von einem „unwis-
senden“ Europäer gefertigt wurde, sieht
man an einer anderen Kleinigkeit: Die Ba-
nanen in der Bildmitte scheinen von oben
nach unten gewachsen zu sein…
Der halbrunde Zuschauerraum bietet
auf drei Stockwerken 1040 Besuchern Platz
und verfügt über eine gute Akustik. Der
Boden kann mechanisch angehoben wer-
den, so dass er mit der Bühne auf ein Ni-
veau kommt und der Raum so als Ballsaal
genutzt werden kann. Ebenfalls von spani-
schen und italienischen Künstlern stammt
die Innendekoration: das Deckenfresko ist
ein Werk von Roberto Fontana und trägt
den Titel Allegorien der schönen Künste .
Besichtigung: Mo-Sa 9-16 Uhr, Eintritt:
3 $, Kinder unter 12 J. frei, Tel. 221.1329,
www.teatronacional.go.cr; Fotografieren ist
zwar erlaubt, Blitz und Stativ dürfen jedoch
nicht benutzt werden.
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