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deten Sozialdemokratischen Partei
(PSD) und der Nationalen Union, Oti-
lio Ulate Blanco, die Präsidentschafts-
wahlen. Die national-republikanische
Parlamentsmehrheit annullierte je-
doch das Wahlergebnis wegen angeb-
licher Wahlfälschung, was zu einem
Bürgerkrieg führte. José María Figue-
res Ferrer, der Führer dieser Bewe-
gung, bezeichnete den Aufstand eu-
phorisch als „Krieg der nationalen Be-
freiung“. Ihm schlossen sich Bauern
und Arbeiter an. Die amtierende Re-
gierung holte Verstärkung aus Nicara-
gua ins Land, die jedoch geschlagen
wurde. Innerhalb von nur 6 Wochen
waren 2000 Männer umgekommen.
Nach Beendigung des Bürgerkrie-
ges erklärte Picado seinen Rücktritt,
und Don Pepe, wie seine Anhänger Fi-
gueres nannten, wurde am 19. April
1948 provisorischer Präsident (1952-
58 und 1970-74 amtierte er dann auch
als gewählter Präsident). Er erließ eine
Generalamnestie und setzte grund-
legende Reformen durch, die später
Eingang in die neue Verfassung fan-
den. Vor allem wurden die Gleichbe-
rechtigung der Schwarzen sowie das
allgemeine Wahlrecht - auch für Frau-
en und Schwarze - eingeführt. Aller-
dings verbot Figueres im Jahre 1948
die Kommunistische Partei (Partido
Vanguardia Popular); das Verbot wur-
de erst 1975 wieder aufgehoben.
Am 8. Mai 1948 rief er die „Zweite
Republik“ aus, und am 7.11.1949 wur-
de von der verfassungsgebenden Ver-
sammlung die neue Verfassung ver-
abschiedet, die noch heute in Kraft ist.
Das stehende Heer wurde unwiderruf-
lich abgeschafft, eine Polizeitruppe
zum Schutz der Grenzen nahm des-
sen Stelle ein. Gleichzeitig wurde die
Nationalisierung des Bank- und Trans-
portwesens in Angriff genommen.
Figueres übergab wie vorgesehen im
November 1949 die Macht an den
Wahlsieger von 1948, Otilio Ulate
Blanco. Dieser verwandte das freige-
wordene Verteidigungsbudget für ein
neues Bildungssystem. Außerdem
führte er die Mehrwertsteuer sowie
eine Steuer für Importwaren ein. Er
modernisierte das Gesundheitswesen,
die Landbestellung und holte ausländi-
sche Investoren ins Land. Seine Haupt-
aufgabe sah er im Ausbau einer neu-
artigen Industrie, um die Abhängigkeit
vom unsicheren Bananen- und Kaffee-
Export zu verringern. Vor allem aber
durch den raschen Aufbau von Rinder-
zucht und Holzindustrie entstanden
zum Teil besorgniserregende Rodun-
gen. Am 14. Oktober 1951 wurde
Costa Rica Mitbegründer der Organi-
sation Zentralamerikanischer Staaten
(ODECA) .
Die Präsidentschaftswahlen von
1953 gewann Figueres Ferrer mit ei-
nem Wahl- und Reformprogramm un-
ter dem Motto eines „Dritten Weges“.
Seine Partei, die Partido de Liberación
Nacional (PLN), war eine an sozialde-
mokratischen Zielen orientierte Partei,
in der sich, entsprechend der Sozial-
struktur des Landes, mittlere und kleine
Kaffeebauern, städtische Intellektuelle
und staatliche Angestellte verbanden.
Die versprochene Enteignung der Uni-
ted Fruit Company wurde von Figueres
nicht verwirklicht, allerdings wurde de-
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