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gesichert. Eine entscheidende Änderung ist 1967 eingetreten, als
Israel im Sechstagekrieg die Golanhöhen, den Sinai,
Ostjerusalem, das Westjordanland und den Gazastreifen
eroberte. Damit wurde die israelische Armee zugleich eine
Besatzungsarmee, die im Gazastreifen und Westjordanland
gegen die palästinensische Bevölkerung kämpfte und ihren
Widerstand unterdrückte oder unterdrücken sollte.
Das konnte nicht ohne Folgen bleiben, weder für die Moral
der Armee, deren Ideal von der »Reinheit der Waffen« im
Kampf gegen rebellierende Zivilisten in die Brüche gegangen
ist, noch für die Bevölkerung des Landes insgesamt, von der
einer der schärfsten israelischen Gesellschaftskritiker, der 1994
verstorbene Religionsphilosoph Jeshajahu Leibowitz sagte:
»Wir haben nunmehr keine anderen Wertinhalte als die jüdische
Faust.« 4 Gefragt, was dies für das tägliche Leben bedeute,
antwortete der hochbetagte Leibowitz gerne mit einer Gegen-
frage: »Ja, sehen Sie das denn nicht selbst?« Für ihn war der
Zusammenhang überdeutlich: Brutales Verhalten von Soldaten
gegenüber Palästinensern mußte zu einer Brutalisierung der
israelischen Gesellschaft führen und damit zu jener täglich
erfahrbaren Aggressivität.
Der Druck von außen, der sich auf diese Weise im Inne ren
Luft macht, hat ja erst nach Jahrzehnten langsam nachgelassen.
1979 machte Ägypten als erstes arabisches Nachbarland Frieden
mit Israel, 1993 folgten die Palästinenser, und ein Jahr später
war Jordanien bereit, einen Friedensvertrag mit Israel zu
unterzeichnen. Es ist noch ein langer Weg bis zu einer
vollständigen Normalisierung der Verhältnisse im Nahen Osten,
und damit dürfte die israelische Chuzpe noch für geraume Zeit
im israelischen Alltag den Ton angeben.
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