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Option eins: Den Strafzettel entfernen und zerknüllt in den
nächsten Mülleimer werfen. Da das Auto in der Regel nicht
neben einem Mülleimer steht, sondern lediglich im Halteverbot,
landet der Strafzettel eben auf der Straße. Das ist für den Anfang
nicht schlecht. Mehr Lustgewinn jedoch verschafft Variante
zwei: Den Strafzettel hinter den Scheibenwischer des nächst-
besten Autos klemmen und hoffen, daß dessen Besitzer noch
einfältiger ist als Sie und - ohne die Autokennzeichen zu
vergleichen - den Strafzettel bezahlt. Der Nachteil: Es kann
lange dauern, bis man erfährt, ob der Spaß gelungen ist.
Tatsache jedenfalls ist, daß es in einer israelischen Zeitschrift
bereits ein Diskussionsthema war, ob man seine gesammelten
Strafzettel bezahlen soll oder nicht. Ab einer bestimmten
Gesamtsumme, deren Höhe adelt, denn wer da nicht mithalten
kann, scheint seine Strafzettel ja pflichtgemäß sofort zu
bezahlen, was eine bemitleidenswerte Form der Feigheit ist, ab
einer bestimmten Gesamtsumme also muß man mit einem
Zahlungsbefehl rechnen. Und wer auch diesen ignoriert, wird
mit einer zusätzlichen Strafgebühr zur Kasse gebeten.
Das Dilemma bestand nun darin, daß die Zahlungsbefehle
kurz vor den Kommunalwahlen in Tel Aviv verschickt worden
sind - dieses Geld nämlich fließt in die Gemeindekasse. Was
also, fragte sich der aufgeklärte Tel Aviver, ist in diesem Fall zu
tun? Wer jetzt die Gesamtsumme begleicht, entgeht einer
zusätzlichen Strafgebühr. Das ist nicht zu verachten. Doch was
ist dieser kleine Vorteil gemessen an der Chance, daß der neue
Bürgermeister vielleicht nach den Wahlen gegenüber den
Parksündern Nachsicht übt, eine Amnestie erläßt und man
überhaupt nichts bezahlen muß? Dann bereits bezahlt zu haben
wäre unverzeihlich. Wahrlich ein Dilemma.
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