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betritt, räumen Konzertbesucher immer wieder Plätze, auf denen
sie sich gerade erst niedergelassen haben, machen anderen
Konzertbesuchern Platz, schauen sich suchend nach neuen
Sitzgelegenheiten um und stehen nicht selten ein zweites Mal
auf, um sich ganz woanders hinzusetzen. Ein munteres
Plätzewechseln, das die Zeit bis zum Konzertbeginn verkürzt.
Ein geheimnisvolles Spiel? Ein Schachspiel mit lebenden
Figuren etwa? Die Reise nach Jerusalem in zeitgemäßer Varia-
tion? Viel einfacher: Die Israelis sind nicht so autoritätsgläubig
wie Sie und nehmen brav die auf ihren Karten angegebenen
Plätze ein. Warum auch? Es könnte doch sein, daß in Reihe
zwei, in der man ja bekanntlich besser hört und sieht, gerade
heute zwei Konzertbesucher wegen Hustens zu Hause bleiben,
was natürlich eine Fehleinschätzung ist, denn wie Konzert-
besucher aus leidvoller Erfahrung wissen, bleiben gerade mit
Husten geplagte Zeitgenossen nie daheim. Es nicht probiert zu
haben, bessere Plätze zu ergattern als die, für die er bezahlt hat,
würde ein Israeli als Unterlassungssünde betrachten.
Chancen zu nutzen, die eigentlich gar nicht bestehen, darin
sind die Israelis Weltmeister und, das sei nicht ganz neidlos
eingestand en, durchaus erfolgreich. Was machen Sie mit einem
Strafzettel, der unter dem Scheibenwischer Ihres Autos klemmt?
Sie sagen vermutlich »Scheibenkleister« oder ein etwas härteres
Schimpfwort, ärgern sich darüber, daß ein Polizist ausgerechnet
in den zwei Minuten, in denen Sie Ihr Auto wegen dringender
Geschäfte im Halteverbot geparkt haben, vorbeikommen mußte
- und bezahlen zähneknirschend und verärgert. Dem Israeli,
vom Magengeschwür um Lichtjahre weiter entfernt als Sie,
stehen zwei Optionen offen. Die dritte, von Ihnen gewählte,
kommt nicht in Frage.
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