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Als im Frühjahr 1990 der damalige Oppositionsführer Shimon
Peres von der Arbeitspartei versuchte, eine Mehrheit für eine
Regierung zu finden, mußte er erleben, daß ein Anruf aus New
York seine Hoffnung zerstörte, Premierminister zu werden. Ein
in den USA residierender Rabbiner hatte zwei orthodoxe
Abgeordnete davon abgehalten, für Peres zu stimmen. Später
konnte dann die Arbeitspartei mit Fug und Recht, aber von der
Oppositionsbank darauf verweisen, daß es für den israelischen
Steuerzahler günstiger gewesen wäre, wenn die religiösen
Parteien mit ihr eine Regierung gebildet hätten - der Likudblock
war den finanziellen Forderungen der orthodoxen Abgeordneten
noch weiter entgegengekommen.
Außerdem verstehen sich die orthodoxen Parteien als Wächter
des »Status quo«. Den »Status quo« könnte man die
Waffenstillstandslinie zwischen den religiösen und säkularen
Kräften in Israel nennen. Israels Gründervater David Ben
Gurion hatte den Religiösen noch vor der Gründung des Staates
Israel bestimmte Zugeständnisse gemacht, um einen
innerjüdischen Konflikt zu vermeiden. Damals ist der Shabbat
als der offizielle wöchentliche Feiertag festgelegt worden,
wurde zur Regel, daß in allen »staatlichen« Küchen, etwa beim
Militär oder in Behörden, die religiösen Speisevorschriften
beachtet werden müssen, wurde neben der staatlichen eine vom
Staat unabhängige religiöse Erziehung garantiert, und den
Rabbinern ist die Zuständigkeit für Eheschließungen und
Begräbnisse überlassen worden. Dieser »Status quo« ist noch
heute in Kraft.
Eine Zivilehe zum Beispiel gibt es nicht in Israel. Wer nicht
vor einem Rabbiner heiraten will, muß mindestens bis nach
Zypern fliegen. Auch Scheidungen sind ein Problem, da nach
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