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nichts geschehen. Da werden keine Konzerte abgesagt, bleibt
keine Disco geschlossen, findet jede zufällig für diesen Abend
geplante Party statt. Das ist eine sehr israelische Art des
Umganges mit Terroranschlägen, die sich aus der Geschichte
dieses Landes erklärt und nichts anderes ist als der Versuch,
soviel Normalität wie irgend möglich auch unter allen anderen
als normalen Umständen zu bewahren.
Das war freilich nicht mehr möglich nach dem Mord an
Premierminister Ytzak Rabin im November 1995. Daß ihn ein
israelischer Extremist nach einer Friedenskundgebung in Tel
Aviv erschossen hat, sprengte nicht nur die Vorstellungskraft
der Tel Aviver, sondern nahezu aller Israelis. Eine Woche lang
befand sich Israel in kollektiver Trauer wie in Trance. Niemand,
offensichtlich auch niemand im sonst so selbstgewissen und
gefürchteten Geheimdienst, hatte ein solches Verbrechen für
möglich gehalten. Daß ein Palästinenser, ein islamischer
Fundamentalist, einen Anschlag auf den israelischen Premier-
minister verübte, das war vorstellbar, aber ein Israeli, ein Jude...
undenkbar. Doch genau das war am 4. November 1995 passiert.
Die millionenfache Trauer um den ermordeten Premier war auch
Trauer um die verlorengegangene »Unschuld« Israels. Wenn das
möglich war, dann war von jetzt an alles möglich.
Dabei ist die relativ kurze Geschichte des Staates Israel mit
einer relativ großen Anza hl terroristischer Anschläge verbunden.
Wer durchs Land fährt, kann dies sehen: Allerorts erinnern
Gedenktafeln und Mahnmale an Anschläge, sichtbare Spuren
des Kampfes zwischen Israelis und Palästinensern um das kleine
Stück Land zwischen Mittelmeer und Jordan. Die tiefen Spuren
in den Seelen der Menschen - die sieht man nicht, die spürt man
nur gelegentlich. Doch von Anfang an waren die Israelis
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