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aktuellen Trend zu verpassen. Nichts wäre peinlicher, als in
einem Lokal zu sitzen, das seit 14 Tagen nicht mehr »in« ist.
Um auf dem laufenden zu bleiben, bedarf es freilich einer
gewissen Flexibilität, denn nach nicht nachvollziehbaren
Gesetzen sind Lokale, die gestern noch »in« waren, heute schon
»out«.
Diese Flexibilität jedoch ist dem Tel Aviver, wie (fast) jedem
Israeli, zu eigen. Und sie ist notwendig in einer Stadt, die von
sich behauptet, keine Pause zu machen. In der Tat kann man den
Eindruck einer gewissen Atemlosigkeit im Leben von Tel Aviv
gewinnen. Nur nichts verpassen, nur nichts auslassen - das
scheint die Devise zu sein. Hier geht die Post ab, und das
stündlich, wenn sie nicht gerade im Stau steckenbleibt.
Das Verkehrschaos von Tel Aviv ist sprichwörtlich, und die
Parkplatznot veranlaßte den damaligen Bürgermeister von Tel
Aviv, den aus Berlin stammenden Shiomo Lahat, vor dem
Golfkrieg 1991 zu der spöttischen Bemerkung: »Eine Rakete
aus dem Irak fliegt vielleicht in drei Minuten bis Tel Aviv, aber
dann braucht sie eine Stunde, bis sie einen Parkplatz gefunden
hat.« So lustig war es dann doch nicht im Golfkrieg, in dem
viele Tel Aviver wegen der Raketen aus dem Irak und zum
Ärger von Shiomo Lahat ihre Stadt verlassen haben, aber der
Spruch des Bürgermeisters zeigt sehr schön das vorherrschende
Lebensgefühl von Tel Aviv: frech und ein bißchen arrogant.
Sollen sich doch andere Sorgen machen, wir machen Geschäfte
und genießen das Leben.
Tel Aviv ist nun einmal das wirtschaftliche und kulturelle
Zentrum von Israel: Hier ist die Börse zu Hause, hier spielen die
israelischen Philharmoniker, hier residieren Unternehmen, hier
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