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Mutter einem Beruf nachgehen, ist das Land flächendeckend mit
Krippen und Kindergärten überzogen, schließlich endet der
(staatlich finanzierte) Mutterschaftsurlaub nach drei Monaten.
Arbeit und Familienleben unter einen Hut zu bringen ist nicht
einfach und führt dazu, daß israelische Ehepaare ständig damit
beschäftigt sind zu klären, wer wann und wo die Kinder abholt
oder abliefert. Ein besonderes Problem sind die langen
Sommerferien: Was tun mit dem Nachwuchs, solange man
arbeiten muß und maximal zwei Wochen Urlaub machen kann?
Die Lösung heißt Sommerlager; sie bieten den Kindern während
der Ferien von morgens bis zum Nachmittag Sport und Spiele.
Das israelische Familienleben ist gekennzeichnet von einem
gewissen Streßfaktor, und dennoch: Wo Deutsche ihre Kinder
mehr oder minder streng zur Ordnung rufen, denkt ein
israelischer Vater oder eine israelische Mutter gar nicht daran,
sich unentwegt mit den Kindern zu beschäftigen. »Sie werden
schon wissen, was sie tun, und wenn nicht, werden sie es
merken«, läßt sich diese auf die Eigenständigkeit der Kinder
vertrauende Einstellung zusammenfassen. Wir haben dies selbst
in einem Krankenhaus erlebt, als unsere damals zweijährige
Tochter Johanna einen Kinderplastikstuhl voller Wut in die
Ecke warf. Unsere vermutlich für Deutsche typische Reaktion:
»Hör sofort auf damit, wie kannst du nur, benimm dich«,
veranlaßte eine Krankenschwester zu einer Lektion: »Laßt sie
doch, sie kann den Stuhl ruhig werfen, nichts ist passiert, es ist
schlimm genug, daß Johanna hier sein muß.«
Kinder sind in Israel einfach die Chefs oder die Chefinnen in
der Familie, wobei Chefs durchaus im Vorteil sind, denn der
männliche Nachwuchs ist nun einmal wichtiger. Das hat zum
Teil - bei orthodoxen Juden - religiöse Gründe, liegt zum
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