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Das gute Leben steht höher im Kurs als harte Fron - und der
Militärdienst ist letzteres. Beachtlich sind die Zahlen derer, die
sich mit sehr erfindungsreichen Ausreden vor dem
Reservedienst drücken - so etwas hätte einst fast als Landes-
verrat gegolten -, und die Klagen über mangelnde Motivation in
der Armee nehmen zu. Es ist ein Zeichen der sich verändernden
Verhältnisse. Die Israelis sind des ständigen Kampfes müde, die
Helden wollen endlich ganz normale Menschen sein. Und genau
denen begegnen Sie in den allgegenwärtigen Soldaten - und
zwar meistens am Straßenrand, wo sie in ihren lässig
aussehenden Uniformen stehen und darauf warten, von einem
Autofahrer mitgenommen zu werden.
Es ist völlig ungefährlich, einen Soldaten samt seinem
Gewehr mitzunehmen. Als ich einmal in einein Taxi unterwegs
war, das an einer Ampel anhielt, riß ein Soldat in Uniform die
Beifahrertüre auf und fragte den Taxifahrer, ob er mitfahren
könne. Der zeigte nach hinten, wo ich saß, und meinte: »Nein.«
Daraufhin setzte sich der Soldat auf den Beifahrersitz, sagte:
»Ihr fahrt doch nach Tel Aviv«, was der Taxifahrer nicht
verneinen konnte, der zudem anfahren mußte, da die Ampel auf
Grün gesprungen war. Der Soldat grinste freundlich nach hinten
zu mir, griff sich dann ein Gebetbuch, das der offensichtlich
fromme Fahrer neben seinem Sitz liegen hatte, blätterte kurz
darin, legte das Buch - so fromm war unser neuer Gast
offensichtlich nicht - gelangweilt wieder zur Seite und wandte
sich dem Radioprogramm zu. Das eher seichte Gedudel, das uns
durch den Verkehr von Tel Aviv begleitete, fand nicht den
Beifall des Soldaten. Kurz entschlossen drehte er am
Senderwahlknopf und suchte sich eine neue Radiostation, um
kurz darauf zu sagen: »An der nächsten Kreuzung muß ich
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